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ich nie bemerkt; im Gegentheil schien sie mir sehr sanft zu sein.“

Auch Joh. Heuser II. giebt ihnen das beste Zeugniß; er sagt: „Sie haben weder untereinander noch mit sonst Jemand Streit gehabt, haben immer richtig bezahlt, und es schien mir als ob sie ein gutes Auskommen hätten. Die Frau Zobel namentlich war gegen alle Leute sehr verträglich und ich habe nichts an ihr bemerkt, was auf eine zornige Gemüthsart schließen ließ.“

G. Fr. Kreber, bei dem sie in Bornheim wohnten, rühmt gleichfalls das stille, eingezogene, häusliche, einige Leben der Eheleute, und fügt bei: „die Frau Zobel ist zwar ziemlich lebhaft in ihrem Wesen; ich habe aber noch nie bemerkt, daß sie sich zum Zorne hinneige.“

Ganz übereinstimmend ist das Zeugniß des Ortsvorstands zu Seckbach.

Die von Zeus erwähnte Rauferei führte zu einer Untersuchung bei dem Justizamt Bergen, woraus die Zobel’schen Eheleute straflos hervorgiengen, wobei aber die Frau Zobel selbst vor Gericht angab: „Ich sprang mit einem Stock heraus und erreichte noch einen der Ruhestörer, dem ich mehrere Hiebe versetzte.“

Der Bericht der Bürgermeisterei von Offenbach sagt: „In früheren Jahren soll (?) die Zobel etwas leichtsinnig und dies der Grund zur Scheidung ihrer ersten Ehe gewesen sein.“ Weiter weiß die Behörde nicht anzugeben.

Indessen erklärt auch der Oheim der Angeschuldigten, ihr einziger noch lebender Verwandter in Offenbach, Bäckermeister Joh. Pfaff, 66 Jahr, Wittwer: „Sie war von jeher eine sehr leidenschaftliche, aufgeregte Person, liederlich, und es soll auch ihr viel bethätigter Hang zur Ausschweifung

Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_195.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)