Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 069.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

segensreichen Regierung. Dann, am 13. August desselben Jahres, trat er mit zweien getreuen Rittern, Herren von Ghikow, in das von ihm gestiftete Marien-Magdalenen-Kloster zu Hamburg (in derselben Stadt, vor deren Thoren er als Fürst und gebietender Herr gestanden, bei deren Domstift sein Bruder Bruno die höchste geistliche Würde als Probst bekleidete), als Laie, als dienender Bruder ein; denn seine Demuth verschmähete es, durch die Vorzüge seiner hohen Geburt gleich die höheren Grade eines Priesters zu erlangen. Als armer dienender Bruder der armen Minoriten-Mönche ging er täglich vor die Häuser der Hamburger, um Pfennige und Brodt von ihnen zu erbitten. Und als er einstmals auf solchem Wege vom Millernthore (damals am heutigen Graskeller belegen) über den Münchendamm (Mönkedamm) heim gehen will, da begegnet er seinen Söhnen, die in voller fürstlicher Herrlichkeit mit Rittergefolge beim Schmettern der Trompeten in die Stadt reiten, und natürlich des armen Klosterbruders keine Acht haben, der doch ihr Vater ist. Und es heißt, da habe er von einer verzeihlichen Anwandlung weltlicher Schaam überrascht, den Topf mit Milch, den er grade getragen, unter seinem Rocke versteckt, bis seine Söhne vorüber geritten, alsbald aber, um sich selbst wegen der eiteln Regung zu strafen, über sein Haupt ausgeschüttet.

So hat er sein Gelübde treulich erfüllt, hat Almosen erbettelt, um davon neue Klöster und Kirchen zu bauen, – er hatte ja nichts mehr zu verschenken, – ist (1244) zu Fuße nach Rom gepilgert, dann heimgekehrt, vom Bischofe von Lübeck zum Priester geweiht; und seine erste Messe hat er in der Kapelle gelesen, die aus seinem vormaligen Siegesfelde bei Bornhövede von den Franziskanern erbaut worden war; die zweite aber in der Hamburgischen Marien-Magdalenen-Klosterkirche. Gestorben ist der hochgeborene

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_069.jpg&oldid=- (Version vom 13.3.2019)