Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 085.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zugetragen, daß unsre gute Stadt ist plötzlich überfallen worden von einer Menge feindlicher Bauern aus der Umgegend, man weiß nicht mehr, aus welcher Ursache. Und da grade die meisten wehrhaften Bürger unter Anführung der rüstigsten Rathmannen auf Heerfahrt draußen gewesen sind, so ist wegen der tollen Bauern schier eine große Noth entstanden, und hat C. E. Rath nicht gewußt, wie man ihrem ungestümen Andringen widerstehen könne. Und schon haben die Bauern das Millernthor erstürmt oder überstiegen gehabt, und sind mit wüstem Gebrüll blutdürstig und raubhungrig im dichten Schwarme eben in die Stadt zu dringen Willens, als sich ihnen eine nicht gar große Schaar muthig entgegen wirft. Das waren die Hamburger Brauerknechte, junge, kräftige Burschen, handfest und knochenstark, die hatten sich aufgemacht, um die schwer bedrängte Vaterstadt zu retten, und trugen ihre Lungerhölzer[1] in den Fäusten oder Knittel und sonstige derbe Wehren, und damit begannen sie so ingrimmig auf die Bauern loszupauken, und unter dem lauten Ruf: „Buur stah! Buur stah!“ Jeder seinen Mann so summarisch niederzuschmettern, daß die von dem urplötzlichen Angriff überraschten Bauern wirklich stehen blieben und nicht weiter vordringen konnten. Und ob sie nun auch versuchten, wenigstens da, wo sie standen, Stand zu halten, so gelang’s ihnen doch nicht, denn die Brauerknechte ließen nicht ab mit Zuschlagen, und wer von den Bauern nicht liegen blieb, der blieb auch nicht länger stehen, sondern floh eilends aus dem kaum überrumpelten Thore hinaus ins Weite.

Und die tapfern Brauerknechte haben glorreich gesiegt, und große Ehre und herrliche Privilegia bei ihren Mitbürgern

  1. Starke Stangen, um leere Biertonnen, in deren Spundlöcher sie gesteckt werden, zu tragen.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)