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ihr Vorfahr, Adolf IV., verzichtet hatte. Sie glaubten solchen Verzicht anders verstehen zu müssen, als die Hamburger ihn verstanden, denen sie übrigens sonst gar nicht übel wollten. Da die Hamburger sich neben Adolf’s Verzicht auch darauf stützten, daß ihre Stadt eine kaiserliche sei, so glaubten die Grafen, daß der Kaiser nur auf seine Rechte über Hamburg zu verzichten brauche, das Andre werde sich finden. Den Kaiser setzte dieser Handel in Verlegenheit. Er war den Hamburgern gewogen, hatte ihnen erst 1365 ihre Privilegia bestätigt, auch das große Recht ertheilt, alle Seeräuber zu verfolgen, zu richten und den Blutbann auf der Elbe zu üben. Er konnte sie darum nicht den Holsteinischen Grafen unterthänig machen. Diesen aber war er auch Freund und hätte ihnen gern etwas Gutes gegönnt. Darum half er sich mit einem doppelsinnigen Befehl, der weder recht Deutsch noch kaiserlich war; darnach sollten sich die Hamburger zu den Grafen als zu ihren Herren halten, jedoch ihrer Rechte und Pflichten zu Kaiser und Reich unbeschadet. Das war ein Gebot, das aus zweien mit einander unverträglichen Dingen bestand. So sahen es auch die Grafen an, schlugen sich die Sache aus dem Sinn und bestätigten lieber den Hamburgern die alten Verträge und Freiheiten, wogegen diese sich auch erkenntlich bewiesen.

Aber dem Kaiser verübelten die Hamburger seine doppelsinnige Antwort, da sie erwartet hatten, er werde unumwunden für ihr Recht auftreten. Sie meinten nun, da die Sache mit den Grafen ohne des Kaisers Hülfe so leidlich abgelaufen war, daß sie hinfort keines kaiserlichen und Reichsschutzes mehr bedürften, und deshalb kamen sie zu Hauf und stürzten das Rolandsbild um und warfen es von der Brücke ins Wasser. Und mag es wohl sein, daß tief unter dem Schlamm eines der Canäle der Altstadt, das alte Kaiserbild noch jetzt liegt

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_104.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)