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Harnisch, hat man im vormaligen Zeughause bewahrt. Das Richtschwert Meister Rosenfeld’s kann noch jetzt im Arsenal des Bürger-Militairs gesehen werden. Eine kleine Holzfigur, einen Neger darstellend, zeigte man als „Störtebeker’s Pagen“ in der Schiffer-Gesellschaft, beim Brande von 1842 ist sie abhanden gekommen.

Als größte Merkwürdigkeit Hamburgs aber und als zweites Wahrzeichen der Stadt (das erste und älteste war der Esel mit dem Dudelsack im Dom) galt der sogenannte Störtebeker, ein silberner Becher, aus dem er gertrunken haben soll. „Wer nach Hamburg kommt, und sollte nicht in die Schiffer-Gesellschaft gehen, damit er aus Störtebeker’s und Godeke Michels Becher trinke, und seinen Namen in das bei dem Becher befindliche Buch schriebe, der wäre nicht in Hamburg gewesen,“ heißt es in einem alten Buch, betitelt: die lustige Gesellschaft. Auf dem Becher, der etwa 11/4 Elle hoch ist und vier Bouteillen faßt, ist eine Seeschlacht dargestellt, die mit dem andern Bildwerk darauf Störtebeker’s Leben andeuten soll. Er ist aber, wie schon die darauf eingegrabenen schlechten Hochdeutschen Verse lehren, später angefertigt, und sicher nicht von ihm gebraucht gewesen. Er befindet sich jetzt im Schiffer-Armenhause.


Uebrigens scheint Herr Nicolas Schocke bald nach jenen Siegen eine Wallfahrt nach St. Jacob von Compostella gemacht zu haben, wenigstens empfing er hierfür eine Summe Geldes aus der Stadtcasse. Ob er den Dank der Stadt Hamburg an jenem hochgefeierten Heiligthum darbringen, ob er damit ein Gelübde erfüllen, oder ob er etwa die bei Störtebeker und Godeke Michels gefundenen Reliquien des heiligen Vincenz nach Spanien zurückbringen sollte? darüber findet sich nichts aufgezeichnet.

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_117.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)