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fallend, wie die alten Cimbern und Teutonen; vornehme Männer aber (der Geistlichen Tonsur gar nicht zu gedenken), Rathsherren und Doctoren, hielten es fein kurz und glatt und pflegten dagegen des Bartes um Mund und Kinn als ehrsamen Männerschmuckes. Darum mußten auch die zur Würde der Vorsprachen erhobenen Brauerknechte, um sich von ihren Mitbrüdern zu unterscheiden und zum größeren Ansehen des Gewerks, „Haare lassen“ und kurz geschoren einherstolziren. Etwa um 1650 aber sind drei Knechte gewählt, die ein trefflich schönes langes Haupthaar gehabt haben, von dem sie sich ungern trennen wollten; und weil dazumal bei den Vornehmen die Sitte der ganz kurzen Haartracht bereits in Abnahme gewesen, so hat die Brüderschaft den drei Vorsprachen gegen Entrichtung von 4 [M.][1] Lübsch ihr langes Gelock zu behalten verstattet, wobei es denn fortan geblieben ist.


86. König Christian IV. in Hamburg.
(1603.)

Im Herbste 1603 erging an den Rath eine Ansagung Königs Christian IV. von Dänemark, daß er gesonnen sei, nach Hamburg zu ziehen, um die Erbhuldigung entgegenzunehmen. Denn wie weiland die Deutschen Könige ihren Römerzug zu machen pflegten, um die Kaiserkrone sich aus der Stadt Rom zu holen, wiewohl oftmals nicht zu ihrem und des Reichs Heil, – also hatten es die Dänischen Könige Oldenburgischen Stammes im Brauch, als Herzoge von Holstein nach Hamburg zu ziehen, um dieser guten Stadt Erb-Huldigung zu begehren, zu welcher sie jedoch mit Nichten verpflichtet war. Darum machte es auch diesmal der Rath wie allemal, schrieb wieder, es werde der Stadt eine Ehre sein


  1. Mark
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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_255.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)