Seite:De Beneke Hamburgische Geschichten und Sagen 346.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mit Ehren und Gerechtigkeit den schlimmen Handel schlichten möge. Endlich besann er sich auf Salomonis Urtheil und erkannte darnach diesen ähnlichen Spuch: Vergeltung sei gerecht, der Verstorbene könne sie aber nicht mehr üben, folglich müsse ein andrer Jude vom Petri-Thurm heruntergestürzt werden auf Hans mit Gott, der unten stehen solle, also könne der Jude nach Belieben den armen Hans zu Tode fallen und die Sühne nehmen, darnach die Gemeinde verlange! Als nun die Juden diese Sentenz vernahmen, da verschraken sie sich sehr, jedem lief’s eiskalt über den Rücken vor Schwindel und Gräfen, und Keinen gelüstete ferner nach der Sühne.

Und noch lange liebe Jahre ist Hans mit Gott still und bescheiden in Hamburg umhergegangen und hat sein täglich Brodt in den guten Bürgerhäusern reichlich gefunden, denn alle Menschen, und sonderlich die Kinder, hatten ihn gern.


118. Des Kindes Gebet.
(1701.)

Im Hamburgischen Zuchthause war vor Alters ein strenges Regiment, wie kaum anders möglich, da es galt, eine Bande böser verdorbener Menschen im Zaum zu halten. Die Provisoren hatten den Grundsatz: daß der Stab Wehe den Züchtlingen zuträglicher sei, als der Stab Sanft und darnach wurde Stock und Eisen rechtschaffen gehandhabt. Es mag aber hin und wieder auch wohl ein armes Geschöpf, verleitet zum Verbrechen durch noch Schlechtere, in dies unselige Haus gekommen sein, und bei noch nicht völlig verderbtem Gemüthe, unsägliche Leiden bei solcher Behandlung und Genossenschaft erduldet haben. Lehre und Predigt zur Reue und Buße war genug da, – aber um ein zu Boden geschlagens

Empfohlene Zitierweise:
Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_346.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)