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Die Schnecke bog vorsichtig ihre Fühler aus und kroch langsam, weißen Schleim auf der Haut zurücklassend, am Zeigefinger empor.

„Die Schnecke hat ihr Haus immer bei sich,“ sagte Bracke, „wenn man ihr weh tut, kriecht sie hinein. Wenn man mir weh tut, habe ich kein Haus.“

Er sah groß und grade dem Physikus ins Gesicht.

Der errötete vor dem Kinde. Scham ließ seine Knie zittern.

Ich kann dieses Kind nicht lieben. Es ist ein Tuch voll unreinen Wesens. Gott straft mich mit seiner Unbotmäßigkeit.

„Ungeziefer“, bellte er und schlug dem Kind die Schnecke aus der Hand.

Sie fiel auf den Boden. Er zertrat sie knirschend.

„Zertretet mich, Herr Vater“, flehte Bracke.

„Besser wäre es vielleicht, ich erschlüge Ihn, ehe Er wie Unkraut hochwuchert und es zu spät ist zum Jäten.“


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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_038.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)