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Regentonne im Gebet versunken. Und sie hörte ihn beten zu Gott, daß Gott ihn möge einst etwas Exzellentes prästieren lassen.

Da ging sie leise und abgewandt in das Haus, setzte sich auf die Küchenbank und faltete ruhig und wie erlöst die Hände im Schoß.


„Mutter,“ sprach Bracke, „erzähle mir ein Märchen!“ Und die Mutter erzählte: „Es war eines heidnischen Königs Tochter; das ist viele Jahrhunderte her, und ihren Namen weiß niemand mehr. Die war von großer Schönheit, Sanftmut und Klugheit und wurde von einem heidnischen Fürsten zur Ehe begehrt. Sie aber hatte sich insgeheim Jesus Christus versprochen und wies das Ansinnen des Fürsten zurück. Darob erzürnte ihr Vater und ließ sie in ein finsteres und feuchtes Gefängnis zu Ratten, Würmern, Schlangen und Molchen werfen. Da geschah es, daß selbst die bösen Tiere gut zu ihr waren. Sie teilte mit den Ratten schwesterlich das Brot, die ihr zu Dank wie kleine Hunde ihren Schlaf behüteten. Die

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_046.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)