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Er fiel vor seinem eigenen Spiegelbilde nieder und erwies ihm göttliche Ehren.


Der Bildhauer Dörfler ward beauftragt, ein Standbild des Kurfürsten in Lebensgröße zu schaffen.

Der Kurfürst ließ für die Statue einen eigenen Tempel, ganz in Marmor, errichten.

Täglich wurden Messen vor seinem Bilde gelesen und ihm göttliche Ehren zelebriert. Das Standbild wurde jeden Tag mit derselben Kleidung bekleidet, wie er sie gerade trug: bald purpurrot, bald orangegelb, bald silbergrau.

Am Tage des Vollmondes wurde im Tempel ein heiliges Gelage veranstaltet, bei dem Perlhühner, Flamingos, Pfauen, Auerhähne und Fasanen dem kurfürstlichen Gotte geopfert wurden.

Der Kurfürst hielt die Zeremonien als sein eigener Oberpriester und schnitt den kreischenden Vögeln mit einem goldenen Messer, dessen Knauf den kurfürstlich-brandenburgischen Adler zeigte, die Kehle durch.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)