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„Da Ihr selbst so klein – scheint Euch alles andere ebenfalls klein.“

Bracke befühlte die Stange, die der Vogelscheuche oben aus der Jacke fuhr, und auf der ein grüner Hut schaukelte:

„Ihr habt ja einen hölzernen Hals?“

Die Vogelscheuche grinste:

„Um so besser wird er allen Stricken standhalten, falls ich mal das Gelüst haben sollte, mich aufzuhängen – ein Gelüst, das, wie mir scheint, Euch nicht allzu fern ist?“

Bescheiden beschied Bracke:

„Gewiß, da habt Ihr recht. Hier an der Seite habe ich den Strick, mit dem ich ehemals meine Ziege führte. Er soll mir gute Dienste tun, Gott wird mir nicht zürnen, wenn ich den Weg zu ihm suche – herauszukommen aus dieser weißen, endlosen Winternacht. Mich friert.“

„Legt Euch nur in den Schnee,“ sagte die Vogelscheuche, „der hält Euch warm.“

Bracke legte sich in den Schnee.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_268.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)