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mit Zusatz von 133 Kilogrm. Kochsalz einen Mehrertrag von 3173 Kilogrm. Heu, mithin 640 Kilogrm. Heu mehr, als das schwefelsaure Ammoniak für sich geliefert hatte.

Man könnte hier denken, dass der Mangel einer Chlorverbindung, welche die Wiesenpflanzen in nicht geringer Menge enthalten, der Grund des höheren Ertrags gewesen sei; allein in zwei anderen, in den Jahren 1845 und 1846 von Kuhlmann angestellten Versuchen mit Salmiak allein und mit Salmiak und Kochsalz zeigte sich ein gleich grosser Unterschied. Das Wiesenstück, welches mit 200 Kilogrm. Salmiak gedüngt worden, gab in den beiden Jahren 3700 Kilogrm. per Hectare mehr Heu als ein gleich grosses ungedüngtes, und es wurden auf einem anderen, welches mit 200 Kilogrm. Salmiak und 200 Kilogrm. Kochsalz gedüngt worden war, 5687 Kilogrm., mithin durch das Kochsalz mehr 1987 Kilogrm. Heu, oder die Hälfte mehr als durch den Salmiak allein geerntet. 200 Kilogrm. Kochsalz ohne Salmiak lieferten einen Mehrertrag von 1606 Kilogrm. Heu; der Unterschied zwischen beiden Zahlen (1987 Kilogrm. und 1606 Kilogrm.) ist nicht gross genug, um die Meinung auszuschliessen, dass die beiden Salze, der Salmiak und das Kochsalz, jedes für sich gewirkt hat, gerade so, wie wenn das andere nicht dabei gewesen wäre, oder was das nämliche ist, jedem Salz käme eine besondere Wirkung zu.

Von Seiten des Generalcomités des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern wurden in der Gemarkung Bogenhausen, in der Nähe von München, im Sommer 1857 eine Reihe von Düngungsversuchen mit Ammoniaksalzen und gleichzeitig mit Kochsalz auf Sommergerste angestellt.

In diesen Versuchen wurden von 18 Stücken, ein jedes von 1914 Quadratfuss Fläche, eines völlig ausgetragenen Feldes, welches drei Jahre vorher in gewöhnlicher Stallmistdüngung Roggen, dann zweimal Hafer getragen hatte, vier Stücke mit Ammoniaksalzen gedüngt, ein Stück blieb ungedüngt; vier andere Stücke empfingen die nämliche Quantität Ammoniaksalze und gleichzeitig ein jedes 3080 Grm. Kochsalz (5½ bis 6 Pfund). Alle Stücke empfingen in den Ammoniaksalzen eine gleiche Menge Stickstoff.

Als Ausgangspunkt zur Ermittelung der Menge der anzuwendenden Dungmittel wurde angenommen, dass 336 Pfund Guano (zu 500 Grm.) per Tagewerk (400 Pfund per 1 englische Acre) einer vollen Stallmistdüngung entsprechen, wonach auf die erwähnte Fläche 20 Pfund Guano sich berechnen. Eine gute Sorte Guano wurde für diesen Zweck gewählt und vorher der Analyse unterworfen und darin 14,53 Wasser, 52,10 organische Stoffe, wovon 15,39 Ammoniak, und 33,38 Asche gefunden. Zwanzig Pfunde dieses Guano enthielten demnach 3,07 Pfund Ammoniak. In den angewendeten Ammoniaksalzen ergab die Analyse in dem

kohlensauren Ammoniak 29,84 pC. Ammoniak
phosphorsauren " 21,96 " "
salpetersauren " 19,11 " "

und es wurden diesem Gehalt entsprechend von den acht gedachten Stücken zwei (I und V) mit 10½ Pfund (bayrisch = 560 Grm.) kohlensaurem Ammoniak, zwei (II und VI) mit 7½ Pfund salpetersaurem Ammoniak,

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Justus von Liebig: Chemische Briefe. Leipzig und Heidelberg 1878, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Chemische_Briefe_Justus_von_Liebig_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)