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Die Schollen sollen mit Sorgfalt zerschlagen werden. Man pflüge, wenn das Feld weder zu trocken, noch zu nass ist; ist der Boden zu hart, so dringt der Pflug nicht durch, oder er reisst grosse Schollen aus; in der Tiefe ist auch das beste Erdreich unfruchtbar, dieses wird mit den grossen Schollen gehoben, und die Ackerkrume dadurch verschlechtert. Für ein jedes Feld wähle man, je nach seiner Lage und Beschaffenheit, die geeignetsten Pflanzen (Cato)“, „denn nicht Alles kommt in allen Arten von Boden gleich gut fort.“ (Varro.) „Es giebt Pflanzen, welche trockenes Land verlangen, für andere ist das feuchte dienlich.“ (Col.) „Für Grasland ist das natürlich feuchte das beste.“ (Cato.) „Das Heu, welches auf einem von Natur feuchten Orte wächst, ist besser als das durch Bewässerung erzwungene. Ein Wiesenplatz in der Ebene muss einen kleinen Fall haben, so dass der Regen und sonstiges Gewässer nicht darauf stehen bleibt, sondern langsam wegrieselt.“ (Col.) „Der zur Saat bestimmte Samen soll mit der Hand ausgelesen werden; Hülsenfrüchte lässt man vorher in Salpeterwasser aufquellen.“

Selbst die gewähltere Saat, mit Arbeit lange gemustert,
Sah ich dennoch entarten, wenn menschliche Mühe nicht jährlich
Grösseres nur mit der Hand auslas; so stürzt durch das Schicksal
Alles zum Schlimmeren fort, und rückwärts gleitend versinkt es.

(Virgil, Georgica, übersetzt von Voss.)

„Sorge dafür, dass das Getreide zweimal mit der Hacke gejätet, und (mit den Händen) gewietet werde.“ (Cato.)

„Auf grossen Gütern lässt man zur Ersparung des Düngers den Acker abwechselnd brach liegen.“ (Plinius.) „Verbietet dies der Raum, so wechselt man mit Futtergewächsen und Getreide, und ersetzt die Kräfte durch Dünger.“ (Cato. Columella.) „Einige besäen den Acker zwei Jahre lang nach einander mit Halmgewächsen, allein dies wird den Pächtern von den Eigenthümern verboten.“ (Festus.) „Der Acker muss Jahr um Jahr rasten, oder mit leichterer Saat besäet werden, die das Land weniger aussaugt.“ (Varro.)

„Von den Hülsenfrüchten richte man zuerst sein Augenmerk auf Lupinen, weil sie am wenigsten Arbeit erfordern, am wohlfeilsten und unter allem Gesäme am vortheilhaftesten für das Land sind; für ausgemergelte Felder geben sie den besten Dünger und wachsen auf unfruchtbarem Felde.

„Von obigem Gesäme dünget nach Saserna einiges den Acker und macht ihn fruchtbar, da andere Arten ihn auszehren und mager machen. Lupinen, Bohnen, Erbsen, Linsen, Wicken sollen das Land düngen. Von den Lupinen und Wicken glaube ich es, nur müssen sie grün abgemäht, und ehe sie dürr sind untergepflügt werden.“ (Col.) „Lein, Mohn und Hafer entkräften den Acker.“ (Virgil.)

„Das einzige kräftige Mittel für jedes Erdreich, das von diesen Samenarten gelitten hat, ist die Düngung, wodurch die verlorenen Kräfte der Erde wieder hergestellt werden.“ (Col.) „Es giebt drei Arten von Mist; der beste ist der von Vögeln, darauf folgt der von Menschen, den dritten Rang hat der von Vieh. Auch unter letzterem ist ein Unterschied. Der Eselsmist ist der beste, darauf folgt der Schafmist, Ziegenmist und endlich der von Pferden und Rindvieh; der Schweinemist ist der schlechteste.

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Justus von Liebig: Chemische Briefe. Leipzig und Heidelberg 1878, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Chemische_Briefe_Justus_von_Liebig_447.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)