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9. Trockene ungedüngte Wiese bei Fehlheim: verunkrautet, gezählt von dem Verf. – Grösse des verwendeten Stückes 60 Q.-Zoll, auf 1 Q.-Fuss hess. 379 Pfl., 276 Gräser, 103 andere Pfl., in Halmen 0.

Die Nichtgräser waren: Plantago, Prunella vulgaris, Bellis, Ranunculus, Hieracium, Veronica, Carex.

Sinclair fand auf 1 engl. Q.-Fuss, etwa 1½ so gross als ein hessischer:

Reichste natürliche Weide Endsleigh 1000 Pfl., 940 Gräser, 60 Klee u. and. Pfl.
Reiche alte Weide Croftchurch 1090 1032 58
Alte Weide Wobarn 910 880 30
Alte Weide Wobarn, Boden feucht, Oberfläche vermoost 634 510 124
Bewässerte Wiese 1798 1702 96

Stellen wir die Zahlen, die von mir aufgeführt werden, neben die reducirten Sinclair’schen, so ergiebt sich

Hanstein Sinclair
1230 1200
1176
920
790 726
730
668 666
472 606
379 423

eine so vollständige Uebereinstimmung, als nur zu erwarten war.

Diese Verhältnisse haben eine weitgehende Bedeutung, sie erklären die Sicherheit des Ertrages und die Dauer der natürlichen Wiesen, sie sind es, „welche die Narbe, die in der gemässigten Zone weder Hitze noch Kälte zerstören können, gleichend einer immer bedeckten Tafel“ bedingen.

Die grosse Anzahl von Pflanzen, welche sich auf einer niederen Stufe der Entwickelung befindet, harrt gleichsam im Schlafe, bis die Zeit ihrer vollkommenen Entwickelung erscheint; die anspruchsvollere Pflanzenart wird dann vertreten durch eine anspruchslosere, so lange, bis für jene die Bedingungen des vollkommenen Wachsthums wiedergekehrt sind.

H. Hanstein in Zeitschr. f. d. Landw., IX. Jahrg., S. 270.     
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Justus von Liebig: Chemische Briefe. Leipzig und Heidelberg 1878, Seite 479. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Chemische_Briefe_Justus_von_Liebig_479.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)