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Tagereisen am damals wasserreichen Arnostrome abwärts eine der ersten Seestädte des Mittelalters. Die Flotte von Pisa, die den Kreuzfahrern gedient und zum Schrecken der Ungläubigen von Sicilien bis zu den Balearen geworden war, hatte die Handelsthätigkeit gehoben. Die Florentiner, welche nach ihrer eigenen Tradition im Anfange des 12. Jahrhunderts Bundesgenossen der Pisaner bei den Kriegszügen gegen die Balearen gewesen waren, bedienten sich für ihren Handelsverkehr vorzugsweise Pisaner Schiffe und gaben in überseeischen Plätzen, an denen man die Flagge von Pisa kannte, während man von Florenz noch nichts wusste, bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts trotz alles heimischen Haders, sich für Pisaner aus[1]. Auch nach Accon, der wichtigsten Handelsstadt Syriens, waren die Florentiner im Gefolge der Pisaner gekommen, und als im Jahre 1291 diese Stadt in die Hände der Ungläubigen fiel, machte das grosse Banquierhaus der Peruzzi glänzende Gewinne, da bedeutende Summen, die ihm von Bewohnern Accons anvertraut waren, von den bei der Belagerung und Eroberung der Stadt Umgekommenen nicht mehr eingefordert wurden[2]. Aber wie hätten die Florentiner sich des Pisanischen Handelsverkehrs mit gutem Erfolge bedienen können, wenn sie nicht selbst eigene Waaren zu verladen gehabt hätten? Doch diese besassen sie eben.

Nicht weiter als Pisa von Florenz entfernt liegt Lucca, die Hauptstadt der Markgrafschaft von Tuscien, ein Sitz alter Cultur und wichtiger Industriezweige. Hier war die Wollenweberei schon im 9. Jahrhundert heimisch gewesen und die Verarbeitung der Seide nicht unbekannt geblieben. Von Lucca aus kann Florenz schon früh die Kenntniss der Bereitung wollener Stoffe erhalten haben, und dass es schon im 11. Jahrhundert Lucca Concurrenz machte, beweist die Thatsache, dass Kaiser Heinrich IV. in dem grossen Privileg für Lucca vom 23. Juni 1081 die Florentiner von den Handelsvortheilen ausdrücklich ausschloss, die er den Lucchesen in einigen oberitalischen Städten einräumte[3]. Thatsache

  1. Villani VI, 63. E eziandio i Fiorentini si spacciavano in Tunisi per Pisani; dies gilt für die Zeit nach 1252. In diesem Punkte ist G. Villani gewiss ein unverdächtiger Zeuge.
  2. Cont. de Guill. de Tyr. p. 218 bei Heyd, Histoire du commerce I, Hartwig, 318, u. Quellen u. Forschungen etc. II, S. 232.
  3. Quellen u. Forschungen etc. I, S. 92.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_015.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)