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freilich dann vom Ausgange des 13. Jahrhunderts an weit überflügeln[1]. Und doch gab es schon im Anfang des 13. Jahrhunderts in Florenz nicht unbedeutende Handelshäuser. Als die Compagnie der Scali, Amieri und Petri Söhne 1326 mit Passiven von mehr als 400 000 Goldgulden fallirte, bemerkt der in diesen Dingen wohlunterrichtete G. Villani, die Gesellschaft habe schon länger als 120 Jahre bestanden[2]. Das Uebergewicht aber, das die Florentiner in allen Geldgeschäften über ihre Concurrenten, etwa von der Mitte des 13. Jahrhunderts an, gewannen, ist die Folge von dem Emporblühen der durch die Humiliaten geförderten Wollenindustrie in der Stadt und einer grossen handelspolitischen Manipulation, welche uns den ganzen Scharfblick und das materielle Können der Kaufmannschaft dieser Stadt ins vollste Licht setzt.

Die Münznöthe des Mittelalters sind bekannt genug. Die Mannigfaltigkeit der Geldsorten, ihre Fälschungen und Verschlechterungen bilden den Gegenstand ungezählter Klagen. In Ober- und Mittelitalien gab es im frühen Mittelalter besonders zwei Münzstätten, die von Pavia für das westliche Oberitalien, die von Lucca für Tuscien[3]. Die lucchesischen Münzen wurden im 12. Jahrhundert jedoch durch Nachprägung von den Pisanern arg geschädigt, obwohl Kaiser Friedrich I. und sein Statthalter den Pisanern dies wiederholt untersagten[4]. Die Florentiner bedienten sich bei ihrer engen Handelsverbindung mit Pisa anfänglich einfach der Münzen dieser Stadt. Aber schon 1171

  1. Edward A. Bond hat in der Archaeologia vol. XXVIII (Jahrg. 1840), S. 207 u. f., auf Grund von 211 Urkunden des englischen Staatsarchivs die den englischen Königen im 13. u. 14. Jahrhundert von italienischen Kaufleuten gewährten Anleihen zusammengestellt. (Ueber die neuere hier einschlagende Literatur s. The Athenaeum 1887 vom 19. November p. 677 u. Hansisches Urkundenbuch III, S. 407 u. f. u. S. 586.) Es kommen in ihnen fast nur tuscische Geldleute vor. Nur einige Male werden Piacentiner erwähnt. Es ist auffällig, dass nur Banquiers aus Binnenstädten erwähnt werden, keine aus Seeplätzen, wie etwa Pisa, Genua. Man sieht, das Capital suchte in ihnen andere Wege als in den Industriestädten.
  2. Villani X, 4. Villani war bekanntlich Kaufmann und Banquier; die ältesten Ueberreste von Florentiner Banquiersbüchern sind von 1211. Die doppelte Buchführung ist in Florenz sehr alt.
  3. Ptol. Lucc. Annales ad a. 1182.
  4. Ptol. Lucc. Annales ad a. 1155, 1164, 1175, 1176.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_018.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)