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hatten die Sieneser und Pisaner Kunde hiervon erhalten, als sie am 19. Juni 1251 zu Pontedera ein Schutz- und Trutzbündniss auf ewige Zeit miteinander abschlossen, in das sie auch die von Florenz zunächst bedrohte Stadt Pistoja aufnahmen. Dieser Eidgenossenschaft traten schon nach drei Tagen die Ghibellinen von Florenz und Prato, nebst den Ubaldini aus dem Mugellothale oberhalb von Florenz bei, der Graf Napoleone von Mangona folgte rasch nach. In Folge hiervon wurde am 24. Juli in Siena ein neuer Bundesvertrag geschlossen, in dem auch die Rechte und Pflichten der Ghibellinen von Florenz, solange sie noch in der Stadt seien und wenn sie aus derselben vertrieben werden sollten, genau stipulirt wurden[1]. Denn diesem Vorgehen der Ghibellinen gegenüber verhielten sich die Florentiner nun keineswegs passiv. Sie griffen im Juli rasch Pistoja an, ohne jedoch Entscheidendes zu erreichen. Da die Ghibellinen sich diesem Zuge gegen die gesinnungsverwandte Stadt einer Bestimmung des abgeschlossenen Vertrags entsprechend widersetzt hatten, wurden die verhasstesten Geschlechter, unter ihnen die Uberti und Lamberti, aus der Stadt vertrieben. Diese entfalteten nun im Dienste der Eidgenossenschaft die Fahne der Stadt gegen die Heimath. Darum veränderte das Bürgerheer die seinige und nahm statt der weissen Lilie in rothem Felde die rothe Lilie im weissen Felde an.

Da die Mehrzahl der Glieder des Grafenhauses der Guidi sich der Eidgenossenschaft anschlossen, der noch im November des Jahres die Stadt Arezzo beitrat, so konnte Florenz in diesem Jahre keine wesentlichen Erfolge erringen. Aber müssig waren seine Führer nicht. Sie brachten einen nicht verächtlichen Gegenbund zu Stande. Mit San Miniato, wo jetzt kein deutscher Reichsvicar befehligte, und Lucca wurde am 17. August ein Bund geschlossen, dann mit Orvieto am 10. September, und am 10. November einigten

  1. Vergleiche über dieses und das Folgende die actenmässige Darstellung dieser Vorgänge bei Freidhof, die Städte Tusciens zur Zeit Manfreds: Lycealprogramm von Metz 1879 u. 1880. Ich kann diese Urkundenauszüge nach den Regesten Th. Wüstenfelds und eigenen Aufzeichnungen controlliren. Wie es oft geht, sind wir über Einzelheiten dieser Vorgänge sehr genau unterrichtet, z. B. durch die noch erhaltenen Rechnungsbelege, während wichtige Urkunden verloren gegangen sind. Die Chronisten sind nur oberflächlich und ungenau.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_028.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)