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dem Gegensatze der Gesinnung dieser beiden Männer drückt sich das endliche Geschick der Kräfte, die hier miteinander rangen, aus. Denn standen auch auf Seiten der Ghibellinen hochherzige, tapfere, vaterlandsliebende Männer, wie Farinata degli Uberti in Florenz und Provenzano Salvani in Siena, so waren sie doch nicht so mächtig, dass sie dauernd die Führer ihrer Partei hätten bleiben können. Freilich hätten auch einzelne geniale Führer die ghibellinische Sache nicht retten können. Den Gang einer grossen Culturbewegung, und das ist doch das Fortschreiten der italienischen Comunen aus den Banden feudaler Institutionen, können weder die Tapferkeit noch die Klugheit Einzelner aufhalten. Aber die Partei wäre doch in Tuscien ehrenvoller erlegen, wenn sie nicht einen so feigen und kopflosen Mann an ihrer Spitze gehabt hätte, namentlich da sich ihr noch einmal von Aussen eine starke Hand zur Rettung bot.

Hatten die Pisaner 1253 in ihrer grössten Noth den König Alfons von Castilien zum römischen Kaiser ausgerufen, so schlossen sich jetzt die Ghibellinen Tusciens nach dem Tode König Konrads IV., der schon nicht ohne Verbindung mit ihnen gewesen war, an König Manfred an. In seinem Kampfe mit der Curie musste es diesem von Werthe sein, eine Seemacht wie Pisa auf seiner Seite zu haben und das Patrimonium Petri von Norden her bedrängt zu wissen. Gesandte Manfreds kamen desshalb nach Tuscien und tuscische gingen nach Unteritalien. Die Anfänge dieser Abmachungen liegen in Dunkel gehüllt. Aber seit 1257 machen sie sich deutlich fühlbar. Nur konnte König Manfred seinen Freunden noch keine militärische Hilfe leisten. Die Pisaner wurden daher 1256 niedergeschlagen, der ghibellinische Podestà von Pisa 1257 vertrieben und von den Uberti und ihren Anhängern in Florenz einige im offenen Kampfe erschlagen, die Mehrzahl ward (42 werden namentlich aufgezählt) aus der Stadt getrieben (Ende Juli 1258).

So leidenschaftlich war hier die Bürgerschaft aufgeregt, dass auf den blossen Verdacht hin, Verbindung mit den vertriebenen Ghibellinen unterhalten zu haben, der Abt Tesoro Beccaria von Camaldoli, ein Pavese aus ghibellinischer Familie, im September 1258 gefangen nach Florenz gebracht, gefoltert und enthauptet wurde. Der Papst verhängte desshalb das Interdict über die Stadt, und am 22. October sprach der Erzbischof Friedrich von

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_034.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)