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Pisa im Namen des Papstes die Excommunication über sie aus. Doch bald war die Eintracht zwischen der Curie und den Florentinern wieder hergestellt. Der Papst konnte die florentiner Banquiers, die er damals in England schützte, nicht entbehren und fürchtete, auch sie in die Arme König Manfreds zu treiben. Da die Florentiner eine Gesandtschaft an Alexander IV. abschickten, die den Justizmord, den sie an dem Abte begangen, in einen Act der leidenschaftlich erregten Volksmassen umdeutete, wurde die Excommunication schon im November wieder aufgehoben.

Man hatte sich auch durch sie nicht in seinem Vorgehen gegen die Beschützer der vertriebenen Ghibellinen beirren lassen. Da sich diese nach Siena gewendet hatten, so wurde noch im October diese Stadt aufgefordert, die Flüchtlinge auszuweisen. Zu diesem Verlangen war Florenz durch den Bündnissvertrag von 1255 durchaus berechtigt. Aber die Sienesen, von den florentinischen Flüchtlingen aufgestachelt, kamen der Aufforderung nicht nach. Um nun gegen die Florentiner, welche gegen alle ihre Nachbarn, z. B. die Grafen Alberti, aus ganz nichtigen Vorwänden vorgingen, sobald diese nur im Verdacht standen, ghibellinisch gesinnt zu sein, einen festen Schutz zu haben, wurden die Verhandlungen mit König Manfred um so eifriger betrieben. Siena leistete am 9. Mai dem König den Treueid, und dieser nahm am 19. die Comune in seinen Schutz. Gegen die römische Kirche dem König beizustehen, sollte sie aber nicht verpflichtet sein. Manfred hielt sich hiergegen vorläufig wenigstens noch sein Verhältniss zu Florenz offen[1]. Er kannte noch nicht die Gluthhitze

  1. Noch im August 1259 gehen Gesandte Manfreds von Arezzo nach Florenz, die von ghibellinischen Wegelagerern aufgehalten werden. Sie werden den Brief gebracht haben, den Ficker (Regest 4712) in den November oder December 1259 setzt, und auf den die Guelfen in ihrem Schreiben an Conradin anspielen. Zum Folgenden siehe auch meine Darstellung in den Quellen und Forschungen II, 297 u. f. Ich lasse eine Menge der Einzelheiten, die namentlich G. Villani berichtet, ganz dahin gestellt sein. Villani ist hier wie überall im Einzelnen sehr unzuverlässig. Jede eingehende Untersuchung wird das bestätigen. Die Chronologie der Ereignisse aus einer ihm relativ naheliegenden Zeit, wie die von 1260, ist unsicher, wo er nicht die sogenannten Gesta Florentinorum ausschreibt. Vor allem aber muss man ihm bei der Motivirung der Ereignisse, die er gibt, misstrauen. Er hat sie sicher zum Theil erfunden, d. h. aus der Gesammtlage der Ereignisse, die ihm bekannt war, abstrahirt, oder er folgt der Parteitradition,
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_035.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)