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3. Aetas von Abraham bis David,
4. Aetas von David bis zum babylonischen Exil,
5. Aetas vom Exil bis zu Christi Geburt,
6. Aetas von Christi Geburt bis zum Finis saeculi.

Als 7. überirdische Aetas bezeichnet er den ewigen Sabbath des Himmelreiches. Diese Eintheilung Augustins führte Isidor von Sevilla in seiner Weltchronik durch[1], indem er über die betreffenden Epochen die Bezeichnung Prima aetas u. s. w. setzte, die Jahre fortlaufend von Adam an zählend. Ebenso verfuhr Beda in seinen Chronicon sive de sex aetatibus mundi. Durch diese weitverbreiteten Chroniken drang jene Periodisirung allgemein durch. Der wichtigste Haltpunkt derselben, die Geburt Christi, erhielt noch eine besondere Stütze dadurch, dass die bürgerlich-kirchliche Jahresbezeichnung, welche Dionysius Exiguus in seiner Tabelle der Osterfeste für die Jahre 532–626 zuerst anwandte und welche in der Folge allmählig allgemein recipirt wurde, eben von diesem Datum ausging.

Das durchaus transcendentale Princip, welches diese Eintheilung beherrscht, spricht sich am bezeichnendsten darin aus, dass man die Zeit von Christi Geburt bis zum Weltende als einen Zeitabschnitt, eine Aetas auffasste. Es mochte das noch angehen zur Zeit des ersten Aufkommens dieser Periodisirung, da man sich noch in der Epoche der ununterbrochenen Römerherrschaft befand, doch es musste immer schlechter zu dem realen historischen Verlauf passen, da das Römerreich zerfiel und neue Völker, neue Reiche an die Stelle traten. Ungeachtet dessen hielt man an dem transcendentalen Eintheilungsprincip fest, welches nun gerade an diesem schwachen Punkte eine mächtige Stütze erhielt durch jene bekannte Conception des Hieronymus von der Dauer des römischen Reiches als der letzten der vier Weltmonarchien. Bekanntlich legte Hieronymus in seinem Commentar zum Propheten Daniel die beiden Traumdeutungen Daniels 2, 37 ff. und 7, 3 ff. von den aufeinanderfolgenden Reichen so aus, dass das erste das Regnum Babylonicum bedeute, das zweite das Regnum Medorum atque Persarum, das dritte das Regnum Macedonum successorumque Alexandri, das vierte das

  1. Dass Isidor dieselbe nur von Augustin entlehnt, nicht geschaffen hat, beweist H. Hertzberg l. c.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_064.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)