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fest, aber er spricht doch im Chronicon 4, 31 ff. von der Vernichtung des Römerreiches durch die Barbaren und von der Aufrichtung der Monarchia Francorum, mit der er ein neues, das fünfte Buch beginnt. Diese vereinzelten Anläufe blieben indess ohne Nachfolge.

Erst die grosse Umwandlung der allgemeinen und der historischen Anschauungsweise seit dem 15. Jahrhundert bahnte eine sachgemässere, weltliche Periodisirung an. In Verfolg des Studiums der classischen Literatur ward man sich mehr und mehr des historischen Unterschieds zwischen der antiken Cultur und der des barbarisch erscheinenden Mittelalters bewusst. Macchiavelli eröffnete seine florentinische Geschichte eindrucksvoll mit der Eroberung des Römerreiches durch die Germanen als der Grundlage der neueren Geschichte Italiens; Jean Bodin widerlegte in seinem 1566 erschienenen methodologischen Buche Methodus ad facilem historiarum cognitionem cap. 7 mit bündiger Schärfe bereits die ganze Monarchientheorie. Doch dauerte trotz dieses und anderer Angriffe der Bann der Tradition noch lange fort[1]; war derselbe doch so mächtig, dass selbst ein Sleidan trotz aller von ihm aufgeführten Zeichen der Auflösung des heiligen römischen Reiches den Glauben an dessen unentwegtes Fortbestehen festhält, weil eine fünfte irdische Weltmonarchie zu Folge der Prophezeihung Daniels unmöglich sei[2]. Im 17. Jahrhundert kam man zuerst zu einer rationelleren Eintheilung des Stoffes. Namentlich den Philologen und Literaten drängte sich das Bedürfniss auf, für den starken Unterschied zwischen der classischen und mittelalterlichen Literatur und Sprache einerseits, sowie zwischen letzterer und der literarischen Bildung seit der Renaissance andererseits einen stehenden Ausdruck zu finden, und es bildete sich so die Bezeichnung media aetas oder medium aevum für die Literaturepoche von Augustus oder von den Antoninen bis ins 15. Jahrhundert[3]. Der Hallenser Professor Christoph Cellarius (1634–1707) war es, der in seinen Compendien dieses Eintheilungsprincip auf die Geschichte im Allgemeinen anwandte, indem er unterschied:

  1. Vgl. F. X. Wegele l. c. S. 481 f.
  2. Vgl. F. X. Wegele l. c. S. 211 f.
  3. Die Entwicklung des Begriffes „Mittelalter“ ist gründlich dargelegt bei Wegele l. c. und bei Lorenz l. c. S. 236 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_067.jpg&oldid=- (Version vom 8.11.2022)