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dieser Massregel beabsichtige Friedrich der Meinung entgegenzutreten, aliquid unionis regnum ad imperium quovis tempore habere. Die ausdrückliche Anerkennung dieser Trennung Siciliens vom Kaiserreiche sei nicht bloss durch das Interesse der Curie, sondern auch durch das Interesse seiner eigenen Dynastie geboten.

Ich bemerke, dass die Urkunde vom 1. Juli 1216 ein Versprechen enthält, welches der König persönlich dem Papste Innocenz, nicht etwa der Curie gibt; es ist insofern kein feierliches Versprechen, als es nicht die Genehmigung der Reichsfürsten erhalten hat[1]; es ist wohl überhaupt nicht perfect geworden, da der Papst, wahrscheinlich bevor er die Urkunde zu Gesicht bekommen hat, am 16. Juli d. J. gestorben ist.

Aber man nimmt an, die Urkunde vom 1. Juli habe gewissermassen nur Ausführungsbestimmungen enthalten für die vorher erzielte principielle Vereinbarung über die Trennung Siciliens vom Kaiserreiche; sie setzt gewissermassen nur den Termin, da diese Trennung auch äusserlich zu Tage treten soll[2]. Die Hinterlist in dem Verhalten Friedrichs liegt darin, dass er der Trennung Siciliens vom Reiche heimlich entgegenarbeitete, während er sich öffentlich zu ihr bekannte. Nachdem er die Vereinigung Siciliens mit dem Reiche für seine Person ausgeschlossen hatte, erneuerte er dieselbe in seinem Sohne und Erben, da er die Wahl Heinrichs zum deutschen König veranlasste.

Diese Intrigue muss er schon bei Lebzeiten Innocenz III. eingeleitet haben: schon vor dem Versprechen vom 1. Juli 1216 hatte er den jungen König die Reise von Sicilien nach Deutschland antreten lassen, um hier seine Wahl zum deutschen König zu erwirken; ohne Vorwissen des Papstes, wie man annimmt, denn wozu hätte Heinrich den Seeweg von Sicilien nach Oberitalien einschlagen müssen (während seine Mutter, die Königin Constanze, zu Lande reiste), als um gegen etwaige päpstliche Nachstellungen gesichert zu sein? Bald nach seiner Ankunft in Deutschland wird Heinrich zum Herzog von Schwaben, dann zum Rector von Burgund erhoben: beide Maassregeln werden als Vorbereitungen

  1. Auf die Bedeutung dieses Unterschiedes komme ich später zurück.
  2. Am deutlichsten findet sich diese Auffassung bei Berthold, Entwicklung der Landeshoheit p. 80 n. ausgesprochen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_099.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)