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sei bereit, die Universität aufzunehmen[1], oder wie der Rath der Bürgerschaft mittheilte „en mene un hilgh studium mengerhande faculteten“. Papst Martin V. gewährte den Stiftungsbrief[2] vom 13. Februar 1419, der von den früheren verschieden, aber dem von Martin V. für Löwen erlassenen ähnlich ist.

Die Gründung der Universität vollzogen die Herzöge durch feierliche Verlesung des päpstlichen Stiftungsbriefs und durch Gewährung einer Reihe von Privilegien.

Die Herzöge hatten eine Universität in allen Facultäten gewünscht, aber Papst Martin schloss die Theologie aus und ebenso versagte er die Theologie dem Herzog von Flandern, der in Löwen eine Universität errichtete[3]. In beiden Fällen fügte er auch

  1. Krantz, Wandalia X, c. 30.
  2. Abgedruckt bei David Franck, Altes und Neues Meklenburg, Güstrow und Leipzig 1754, 4°, VII, 176 f.
  3. Die Bulle für Löwen bietet das Magnum Bullarium Rom. (ed. Taur.) IV, 723 f. Diese beiden Stiftungsbriefe Martins V. unterscheiden sich von denjenigen Urbans V. und VI. und Bonifaz IX. stärker, sind aber untereinander ähnlich. Die Einleitung beginnt in beiden: Sapientiae immarces sibilis, cujus inextinguibile eradiat lumen und schliesst in beiden mit: propensius excitemus. In den Abschnitten, welche das Bullar. Romanum in seinem Abdruck der Bulle für Löwen als §§ 6–9 abtheilt, zeigen beide Bullen grosse Uebereinstimmung, doch nicht in dem Masse, wie Heidelberg, Wien u. s. w. In der Formel, welche das jus ubique docendi gewährt, hat Löwen das Wort ubique, Rostock dagegen in aliis generalibus studiis quibuscunque. Die Bulle regelt auch die Gerichtsbarkeit des Rectors und beschränkt sie in Strafsachen auf leichtere Vergehen. Schwere Wunden, Mord und Diebstahl fielen nicht unter seine Befugniss. Der Stiftungsbrief für Löwen gewährt dagegen dem Rector uneingeschränkte Gerichtsbarkeit tam in civilibus quam in criminalibus und nachdrücklich verbietet der Papst, dass der Herzog oder das Capitel oder die Stadt irgend welche Gerichtsbarkeit oder Oberhoheit über die Universität in Anspruch nähme: praefatisqne duci, successoribus, praeposito, decano, scholastico, capitulo, burgimagistris, scabinis, communitati et officialibus et aliis quibuscunque de causis et negotiis hujusmodi cognoscendi, sive illa dirimendi, aut membra et servitores hujusmodi vel ex eis aliquem pro criminibus et excessibus eisdem, aut quomodolibet corrigendi vel puniendi, seu aliquam in eos superioritatem vel jurisdictionem exercendi facultate et auctoritate penitus interdictis.
    Es war das, abgesehen von der Masslosigkeit des Eingriffs in die staatliche Ordnung, eine ganz ungewöhnliche und auch nach den Erfahrungen der älteren Generalstudien ungehörige Autonomie.
    Den Papst trifft jedoch nach dieser Richtung die geringere Schuld,
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_155.jpg&oldid=- (Version vom 11.11.2022)