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ein in Mainz gebildeter Hebräer disputirt um 1100 mit dem Abte von Westminster freundschaftlich (Gisleb. Crisp. Disp. de fide); ein jüdischer Witzbold reist um 1185 mit einem Archidiakon (Gir. Cambr. VI., 146). Gerne würde man etwas von Beeinflussung anglonormannischer Cultur durch Juden hören: Steinbau des Profanhauses und medicinische Lehre z. B. finde ich dafür angeführt. Unter den Apologeten schrieben gegen die Juden auch zwei Schüler Anselms von Canterbury: jener Gilbert und Wibert von Nogent. Das christliche Studium des Hebräischen bediente sich nachweislich wenig später der Juden, vielleicht so schon Robert von Cricklade (vergl. Mon. Germ. SS. XXVII, 34), der für Oxford als dessen Vater (s. meinen Nachweis N. Archiv IV, 18) wird gelten dürfen[1].

Joseph Felten, Robert Grosseteste, Bischof von Lincoln. Ein Beitrag zur Kirchen- und Culturgeschichte des 13. Jahrhunderts. (Freiburg 1887. VIII u. 112 S. 8°) sammelt fleissig zeitgenössische Nachrichten über Leben, Schriftentitel (doch ohne Echtheits-Untersuchung) und damaliges Ansehen Roberts. Für diese Gesichtspunkte wird wohl nun nach Brewer, Luard, Pauli, Perry und dem Verfasser wenig Bedeutendes aus Gedrucktem zu entdecken bleiben; allein in Hss. liegen noch viele Bücher Roberts undurchforscht (über De virginitate s. Mon. Germ. SS. XXVIII, p. 85, n. 5). – Robert tritt hier hauptsächlich als Seelsorger in neues Licht: danach scheint er mir unmittelbar mehr auf Mächtige und höher Gebildete, dagegen auf das Volk nur durch Anstellung guter Lehrer und Pfarrer gewirkt zu haben; wie er denn, obwohl ein Freund feiner Poesie und Musik, die Volksthümlichkeit in Narrenfest und Mirakelspiel verfolgte. – Seine Stellung in der Geschichte der Scholastik, anglonormann. Literatur und engl. Verfassung liesse sich selbst aus gangbaren Handbüchern klarer bestimmen (ten Brink, Stubbs, Prothero’s und Bémonts Bücher blieben unbenutzt): die hier gewählten Auszüge aus seinen Schriften zeigen weite Bildung und geistvollen Styl, aber zum Theil entlehnte Gedanken und schiefe Definitionen. Seine Belobigung

  1. Im Einzelnen bessere man S. 9 „Wunderbild von Lucca“ für Bild des heiligen Lucas; 25: „liess die Reichen (zu sich nach der Normandie) überfahren (statt verjagen) und (diese ditiores) den Rest einschätzen; 34 „Guildford“ (statt Geddington); 45 „s. Hugo von Lincoln“ (statt Bischof von Northampton); 62 tallia Quittungskerbholz. Der Anm. 56 Ende erwähnte Jacob von London ward 1199, Juli 81 zum Bischof bestätigt (Selden, Hist. of tithes 22); zu Sporteln für Heirathsconsens waren die Juden vielleicht nicht bloss kraft Ausnahmerechts (S. 75) dem Fiscus verpflichtet: auch adliche Mannen des Königs zahlten solche.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_184.jpg&oldid=- (Version vom 12.11.2022)