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durch den sonst so tadelsüchtigen Roger Baco wird also auch fernerhin Roberts Ruhm als Philosoph fast allein begründen; sie hätte durch Rogers persönliche Vorliebe für den Engländer, den Oxforder, den Minoritenfreund, den freigebigen Förderer griechischer Literatur (Roberts eigene Kenntniss des Griechischen überschätzt Verfasser nachweislich) vielleicht Erklärung und Einschränkung finden müssen und durfte nimmermehr den Verdacht veranlassen, als habe Baco den Lincolner Bischof geplündert. – Der Leser wird, auch ohne dass Felten die mannigfachen Züge zu einem Bilde deutlich verbände, klar genug ersehen, wie der kluge, gelehrte, geschäftskundige Mann thatkräftig an der Spitze der Universität lehrte, organisirte, Studien anregte und Studenten und Bettelorden beschützte, in seiner weiten Diöcese die ordentliche Pfarre gegen die einreissende Bepfründung von Klöstern, Fremden, Pluralisten, Ungeweihten wahrte, als Baron in und ausser dem Parlament die Tyrannei der Krone, besonders den Steuerdruck, abwehrte und wilde Parteigegner vom Bürgerkrieg versöhnend zurückhielt. Allein er verfocht hierin doch mehr die unter strengen Prälaten damals herkömmlichen Gedanken (so die Trennung geistlicher Personen von weltlichen Studien und staatlichen Aemtern), als dass er eine verfassungsgeschichtlich wichtige Organisation zu schaffen versucht hätte. Ein echt mittelalterlicher Kanonist, ahnt er nicht die selbständige Würde von Staat, Landrecht, Wissenschaft oder Evangelium gegenüber beziehungsweise Hierarchie, Kirchenrecht, Glaubenslehre und katholischer Ueberlieferung. Als Held tritt er aus der allgemeinen Bewegung erst durch den rücksichtslosen Eifer hervor, mit dem er die Missbräuche frei von Menschenfurcht geisselt und zu welthistorischer Bedeutung wächst er erst durch seine Weigerung, auf päpstlichen Befehl englische Pfründen mit unfähigen Günstlingen Roms zu besetzen. Verfasser erklärt nun das Manifest dieses Widerstandes, einen Brief nicht an den Papst, sondern den Nuntius Innocenz, gegen Jourdains Zweifel mit Recht als echt (und will richtig nur die Aufforderung zu allgemeinem Aufruhr gegen die Erpressungen der Curie Robert nicht beigelegt wissen), verurtheilt aber gerade diese bezeichnenden Züge Grosseteste’s als unklug, denn – daran scheiterte der Versuch, denselben später heilig sprechen zu lassen; wie denn im umgekehrten Fall Erzbischof Bonifaz gepriesen wird, der kirchliche Amtspflicht zu Canterbury gröblich hinter savoyischer Hauspolitik vernachlässigt hat, denn – dieser zählt zu den Heiligen. Verfasser will offenbar den Grundsatz des Kampfes nicht sehen und meint, der Papst habe nur ungern aus zeitweiser Noth die Provisionen zugelassen, die doch nur eine Folgerung des centralisirenden Gregorianismus sind: so erscheint

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_185.jpg&oldid=- (Version vom 12.11.2022)