Seite:De DZfG 1889 01 339.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

durch Ministerialen verwalten lassen, denen er Burgen und Güter zu ihrer Besoldung anwies. Bei dem Streben nun nach Erwerb und nach Arrondirung seines Hausbesitzes kam er bald in Conflict mit den Fürsten: er trat hierbei als Concurrent ihrer eigenen Wünsche nach Erweiterung und Abschliessung ihrer Territorien auf: seine treuesten Anhänger verfeindete er sich durch sein Streben nach Landerwerb.

Dem romanischen Vorbild entsprachen auch seine Bemühungen um die Erblichkeit der Königskrone. Ihm gelang nur, die Nachfolge seines Sohnes zu sichern, und als sich ihm am Ende seiner Tage durch die Vermählung Heinrich’s mit der sicilischen Erbin die Aussicht auf das reiche normannische Königreich darbot, mochte er hoffen, dass seiner Dynastie jetzt endlich die geldwirthschaftlich organisirte Domäne zufallen würde, welche die Voraussetzung für diejenige Königsherrschaft bildete, die ihm als Ziel vorschwebte.

Er hatte dafür gesorgt, dass sein Sohn Heinrich sich in Toscana eine gründliche Schulung in der Verwaltung eines hoch cultivirten Landes aneignete; in der That schien Heinrich seinem ganzen Charakter nach viel mehr geeignet zur Schöpfung eines Beamtenstaates als sein ritterlicher Vater. Mit voller Energie nahm er dessen Pläne auf. Seine Bemühungen um die Erblichkeit der Krone und um die Vereinigung Siciliens mit dem Reiche habe ich schon erörtert. Für die Beseitigung des fürstlichen Wahlrechts war er zu wichtigen Zugeständnissen bereit: er bot den weltlichen Fürsten die unbedingte Erblichkeit ihrer Lehen, den Prälaten die Beseitigung des Spolienrechtes. Beides hatte auch das französische Königthum seinen Lehensträgern zugestanden. Heinrich hatte das Beispiel Philipp’s II. vor Augen, welcher, auf seine Hausmacht gestützt, solche Concessionen illusorisch gemacht hatte. Er mochte darauf rechnen, dass er im Besitz Siciliens und unter Anerkennung der Erblichkeit der Krone jedes Widerstandes Meister sein werde.

Sicilien wurde unterworfen, und die Nachfolge seines Sohnes in Deutschland schien gesichert, da glaubte sich Heinrich stark genug, über die Ziele seines Vaters hinaus die Begründung einer Weltherrschaft erstreben zu können. Gegen diesen Plan trat nach dem frühen Tode des Kaisers unter Innocenz III. die Reaction ein: Innocenz hat zuerst den Gedanken einer nationalen

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_339.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)