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Gastgeber verlassen konnte. Das Bisthum war vermöge der kirchlichen Natur des Amtes nicht zum erblichen Besitz geworden, wie das Laienamt; die Bischöfe verdankten ihren Sitz dem Könige, sie waren wirkliche königliche Beamte geblieben. Auf ihren Leistungen ruhte wesentlich die finanzielle Kraft des Reiches, sie hatten auch den grössten Beitrag zum Reichsheere zu stellen: mit Recht konnten die Bischöfe als die Säulen des Reiches bezeichnet werden.

Es ist bekannt, dass dieses Verhältniss dem Investiturstreite in Deutschland seine eigentliche Schärfe gegeben hat. Es war ein Streit mit Rom um die Beamten des Reiches. Friedrich I. hatte es verstanden, dem Königthum den massgebenden Einfluss auf die Besetzung der Bischofsstühle zu sichern: die deutschen Bischöfe waren seine treuesten Verbündeten in seinem Kampfe mit dem Papstthum. Während er die Entwicklung der Territorialität auf den Gebieten der Laienfürsten förderte, hielt er streng an den königlichen Rechten auf den geistlichen Herrschaften fest.

In der Zeit des deutschen Thronstreites nun benutzte Innocenz das Streben der Bischöfe nach territorialer Emancipation, um mit ihnen ein Bündniss gegen das Königthum einzugehen. Ganz in der Stille wurde hier der Investiturstreit zu Gunsten der Curie entschieden[1]: der Papst besetzte die deutschen Bischofsstühle, die Bischöfe ordneten sich der Curie unter, von der sie keine Beeinträchtigung ihrer territorialen Bestrebungen zu fürchten hatten; und die Macht, welche Rom hierdurch in Deutschland gewann, zeigte sich an dem Schicksal Kaiser Otto’s, den ein Wort der Curie hinwegfegte.

So war das Königthum geschwächt und erniedrigt, dessen Erbschaft Friedrich II. antrat: die Grundlagen der alten deutschen Königsgewalt waren morsch geworden, und die neuen Grundlagen, auf denen sein Vater und Grossvater die Königsgewalt aufzubauen versucht hatten, hatten nicht Stand gehalten: das Hausgut der Staufer war während des Thronstreites vergeudet worden, der Schatz war geleert; Friedrich mochte erkennen, dass ein Kampf gegen die von Rom geleiteten Fürsten

  1. Vergl. Schwemer, Innocenz III. und die deutsche Kirche. Strassburg 1882.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_341.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)