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dass ohne sonderliche Anstrengung durch Erhebung der Einwohnerschaft die wichtige Stadt, die letzte, die der Kaiser in Italien behauptete, ihnen zufallen würde. Wie sich bald zeigte, waren sie zum Angriff auf das wichtige Bollwerk weder stark noch entschlossen genug.

Jene Erwartung liess sie im Stich. Wohl waren wie anderwärts die Gemüther der Veroneser in lebhafter Erregung. Aber wir wissen es aus venetianischem Mund, dass von den drei Parteien, in welche die Bevölkerung sich spaltete, der venetianischen, der deutschen und der französischen, die letztere die stärkste war[1].

Eine besonders verantwortungsreiche Aufgabe fiel unter solchen Umständen dem vom Kaiser zurückgelassenen Befehlshaber, dem wackern Georg von Neideck, Bischof von Trient, zu. Die Zahl der Truppen genügte nicht, um die zweifelhafte Bevölkerung angesichts eines etwaigen Angriffs mit stärkeren Kräften im Zaum zu halten; auch fehlte es von Anfang an an Geld, um die Soldaten bei guter Laune und strammer Disciplin zu erhalten. Max selber wusste seinen Getreuen nichts Besseres zu rathen, als den gefährlichen Schritt, (zur Befriedigung der Spanier bis zur Ankunft des ferrarischen Geldes) in Verona 20 000 Dukaten aufzunehmen[2]. Wenig später wird die Stärke der Besatzung angeschlagen auf 2000 kaiserliche Reiter und ebenso viele spanische, dazu 4000 deutsche Landsknechte[3], dann traten noch einige hundert französische Lanzen und spanische Infanterie hinzu. Unter solchen Verhältnissen handelte der Bischof wohl zweckmässig, wenn er die Stadtschlüssel den einheimischen Nobili vertrauensvoll überliess und sich darauf beschränkte, mit den deutschen Truppen die beherrschenden Befestigungen zu besetzen[4].

  1. Sanuto 325, vergl. 333 fazendo il suo fondamento su francesi, beides officielle Meldungen der Proveditoren vor Verona. Betreffend die getäuschte Erwartung 345.
  2. Max an den Bischof v. Trient, Schloss Stein a. d. Etsch, 22. Nov. 1509. Der Bischof meint in seiner Antwort vom 23., die Stadt sei wohl versehen, die Feinde würden wohl bald wieder abziehen. Innsbr. Arch.
  3. Instruction Maxens vom 9. Dec, Le Glay, Négoc. dipl. I, 298.
  4. Sanuto 333. Mit den Franzosen soll es darüber gleich jetzt Differenzen gegeben haben 342 f. Doch wird man solche, wie andere, Berichte aus dem venetianischen Lager über Vorgänge im Innern mit einiger Zurückhaltung anzunehmen haben.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_354.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)