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in Laibach das zumeist gefährdete Krain zu decken. Seiner ritterlichen Denkart, die manch’ verwandten Zug mit der seines kaiserlichen Gönners und Lehrherrn aufweist, entsprach diese Art der Kriegsführung keineswegs. Lebhaft und leicht aufbrausend mag er ein unbequemer Vorgesetzter gewesen sein, wie es denn (zur Erklärung des Verlaufs in Istrien) nicht verschwiegen werden darf, dass er bereits mit dem in Tirol ihm beigegebenen Kriegsrath Michel von Wolkenstein nicht sich vertragen konnte, und dass nur mit Zittern der kaiserliche Beamte, der ihm den Abschluss seiner damaligen Thätigkeit ankündigen sollte, zu dieser Mission sich auf den Weg machte[1]. Aber dabei war Erich ein hochgemuther Kriegsmann, der, wenn er andere nicht schonte, noch weniger an sich dachte und nur ohne Wanken der Ehre nachrang[2].

Aber er war nicht auf eine verwandte Gesinnung bei den Ständen der nächstbetheiligten Erblande gestossen. Da dachte jeder nur an sich, höchstens an die eigene Landesmark, aber durchaus nicht daran, dass doch Portenau, Görz, Triest und Mitterburg (Pisino) auch habsburgische Lande waren. Aus Steier hat damals (nicht ohne dass ein Theil der Schuld der am Hof üblichen Verschleppung der Geschäfte beigemessen werden müsste) nur Hans von Tschoppach eine winzige Schaar unter Erich’s Banner geführt. Die Kärthner wollten überhaupt keine Mannschaft ausser Landes lassen: in ihrer Angst sahen sie schon die streifenden Stradioten Venedigs über Monte-Croce oder über Canale und Flitsch im Lande selbst. In Krain machte Erich’s persönliches Erscheinen zwar den Adel willig, aber die Bauern hatten mangels wirklichen Kriegsvolkes keine Lust, sich todt schlagen zu lassen[3]. Es wird frommen, dieser Erfahrungen eingedenk zu sein bei dem Versuch, die Verhältnisse im nieder-österreichischen oder schlechtweg österreichischen Heer während der Liga von Cambray zu verstehen.

Es ist für unsere Zwecke nicht erforderlich, hier die Beschlüsse der Einzellandtage und Ausschüsse hinsichtlich der Kriegsrüstung

  1. Blasius Hölzl an Serntein, Hewenfels 31. März 1508, und Lengfeld in Windischmark 17. Juli, Wien. Arch.
  2. Göbler, Chronica der Kriegshändel… durch Erich, Herzog zu Braunschweig… im J. 1508 Blatt 52 vergl. 15 b.
  3. Göbler a. a. O. 64 b, 65, 79; Chmel, Urkunden, Briefe etc. S. 297.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_356.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)