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Hauptaufstellung (Udine–Treviso–Padua) vorbeikommen zu können. Begreiflicherweise wünschten die provinziellen Autoritäten unter den Kriegsräthen am Karst, das innerösterreichische Landesaufgebot zu eigenem Schutz hübsch daheim zu behalten. „Ew. Maj. soll wahrlich glauben“ (schrieb Erich in jenem Bericht vom 14. August, dem wir dies wie das Folgende entnehmen) „wo die Finanzer und der Proviantmeister treulich und fleissig die Nothdurft des Feldes bedacht hätten, ich wollte Ew. Maj. mit Sieg zu Feltre oder Bassano gesucht haben.“ Der Grundschaden war, der Feldherr fand keinen rechten Gehorsam; wie er es in einem späteren Brief vom 6. October ausdrückt: „Es ziehen nicht alle gleich im Seile“[1]. Das hinderte die Befolgung der kaiserlichen Anweisung, war aber nicht minder ein schwerer Hemmschuh für alle Unternehmungen im Karstgebiet selber.

Aufs bitterste beklagte Erich sich am 14. August über die Selbstsucht der Krainer, besonders über den Bischof von Laibach, den Landeshauptmann Hans v. Auersberg, den Vitzthum Jörg von Eck, die zu Görz eine Art Nebenregiment aufgerichtet hätten. Die Schuld einzelner Verluste schrieb er geradezu der Besetzung wichtiger Posten mit ihren Verwandten und Creaturen zu. Eck sei unfähig Görz in rechte Verfassung zu setzen und sollte am besten nach Laibach in sein Amt zurück geschickt werden.

Dazu hätten die Krainer Landherren sich selbst und die Croaten, die beinahe wie in Feindesland hausten, sicher unter Dach und Fach gebracht und wohl versehen, während „Hunger, Mangel Proviants, Gebrechen an Geld und böse Versehung“ das Heer fast zur Selbstauflösung gebracht hätten. Ueber 1000 Mann seien aus Hunger abgezogen, welche in 13 Tagen kein Brod gesehen, 300 Pferde gefallen, 500 krank. Ebenso seien viele Kriegsleute krank, weil sie, Hoch wie Niedrig, kein Brod und nur wenig Wein gehabt und von unreifem Obst und trübem Wasser hätten leben müssen. Gar mancher sei vor Hunger vom Pferd gefallen und gestorben[2]. Wenn der Kaiser die Sachen nicht

  1. Chmel 325.
  2. Herberstein’s Erzählung a. a. O. stimmt zu diesem Bericht. Was er über seine persönliche Unversehrtheit sagt, bestätigt die erprobte Regel von der Ueberlegenheit moralischer über bloss physische Kraft.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_359.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)