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für sein Verhalten im verflossenen Jahre erfahren hatte, haben die Franzosen Legnano, wichtig als Stützpunkt für Verona, erobert und Namens des Kaisers besetzt. Dann vereinten sich die Heerestheile aufs neue und überschritten, Padua rechts liegen lassend, den Bacchiglione, so dass das französische Heer bis zur Brenta vordrang. Hier nahm es Stellung, um Anhalt zu decken vor einem Angriff von Padua her. Dieser aber machte sich an die Unterwerfung des nördlich von Vicenza gelegenen Gebiets. Citadella, Bassano, Marostica fielen in seine Hände. Es gelang ihm auch der verlassenen Bergnester Scala (Leiter) und Covelo bei Primolano sich zu bemächtigen, und dadurch für den Kaiser, dessen persönliches Erscheinen immer noch erwartet wurde, den Weg zu öffnen.

All’ das geschah unter zahlreichen Hinderungen und Reibungen, da der Grandmaître Chaumont anderen Gesichtspunkten öfters folgte als seine Verbündeten. Nachdem schon im Juni seine Unlust, für Max die Kastanien aus dem Feuer zu holen, hervorgetreten war, musste der Kaiser mit dem Umstand rechnen, dass bloss noch für den Juli das französische Heer als Ganzes ihm zur Verfügung stehen würde. –

Auch bei der „österreichischen“ Armee[1] war es durchaus nicht besser bestellt, als bei der in Italien. Noch immer war da Schmalhans der Säckelmeister. Ihr oberster Hauptmann, der Herzog von Braunschweig, welcher schon vorher bei einem Frankfurter Juden seine Juwelen hatte versetzen müssen, sah sich genöthigt, was er noch an Silberzeug und seine Frau an Schmuck besass, in Görz zu verpfänden, um die ungestümsten Forderungen der Knechte zu befriedigen. Dennoch hatte er sich ihnen mit Leib und Gut für Zahlung der Soldreste verbürgen müssen[2]. Zur Kriegsführung waren ihm vorläufig, bis die Ausschüsse der Stände der niederösterreichischen Lande in Augsburg mit dem Kaiser sich geeinigt, 28 000 Gulden angewiesen, nämlich aus den

  1. Wo im Folgenden nichts Anderes angegeben ist, sind die Actenstücke entnommen aus dem hannöver. Staatsarchiv, Calenberg. Briefarchiv, Des. 16 Milit. Nr. 159 (Herzog Erich’s Handlungen im venetianischen Krieg 1510 bis 1514).
  2. Erich an den Kaiser, Görz 22. März; Briefe seines Gesandten aus Augsburg vom 10. März u. s. w.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_364.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)