Seite:De DZfG 1889 01 373.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

stehen würde. Ein paar hundert Gulden hatte er entliehen auf Schloss Görz, tausend schoss ohne Zinsen Georg v. Herberstein gegen eine seiner Frau günstige Aussicht vor. Am 11. August meldete Erich sich reisefertig; er wollte den Truppen voraneilend den Kaiser aufsuchen, um mit demselben endgültig über Beseitigung verschiedener Mängel zu verhandeln. Die zurückbleibende Besatzung der Orte Görz, Cormons, Tolmein, Triest, Duino, Mitterburg, Adlersberg und dreier kleinerer bestand – abgesehen vom Aufgebot – aus 949 Soldböhmen und 6 deutschen Knechten, dazu 452 Reitern. Was hatte bewogen werden können, mit Erich nach Tirol aufzubrechen, waren, nach dem erhaltenen Etat, 1242 Pferde, darunter die Croaten, nebst dem steirischen und kärthnerischen Aufgebot, sowie 949 deutsche Fussknechte, also wenig über 2000 Mann. Der Herzog meldete jedoch, dass auch von diesen in Toblach wenige bleiben oder gar weiter marschiren würden, wenn kein Geld käme.

Am 14. August war dies kleine Heer bis Tarvis am Canale in Kärnthen vorgerückt, als Erich Briefe Anhalt’s aus der vorangegangenen Woche erhielt, die wieder eine Handreichung an der Livenza in Aussicht stellten. Auch abgesehen von der Zweifelhaftigkeit der Sache (Anhalt hatte am 9. August dem Kaiser ausgesprochen, er sei bei diesem Vorgehen bei dem wankelmüthigen Gemüth der Franzosen des göttlichen Segens sehr bedürftig) war ein Herumwerfen der Colonnen unmöglich, einmal des Proviants halber, dann weil Toblach als verheissener Zahlungsplatz für die Soldaten eine zu grosse Anziehungskraft hatte. Erich entschloss sich daher zu der Auskunft, auf Bescheid des Kaisers zu warten. Dieser drang freilich, indem er sich den Besuch des Braunschweigers verbat, auf schleunige Verbindung mit Anhalt; aber kostbare Zeit war inzwischen verloren gegangen. Erich, der in Brunecken eine Zusammenkunft mit Paul v. Lichtenstein gehabt, war nämlich wieder nach Villach zurückgeeilt. Wohl trieb ihn die Sorge um seine erkrankte Gemahlin, die man in jenen Tagen schon mit den Sterbesacramenten versehen hatte, hauptsächlich aber der Landtag und die leidige Geldnoth. Mittlerweile war es im Pusterthal zu fast offenem Zerwürfniss zwischen der Civil- und Militärgewalt gekommen. Nicht genug, dass die verwilderten Schaaren Braunschweig’s ansteckende Krankheiten ins Land eingeschleppt haben sollten, ward ihnen, die unbezahlt

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 373. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_373.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)