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Aber der Abmarsch der Croaten und der steirischen und kärnthnischen Reisigen enthob den tapferen Welfen dieser Rolle. So blieb auch dieser „Anschlag“ wie die vorangegangenen, eine Seifenblase. Umsonst mahnte Max seinen obersten Hauptmann in Italien, nicht zu feiern, sondern wenigstens durch eine „Streife“ auf Padua, dem Feind Abbruch zu thun. Anhalt empfing das Gesetz des Krieges bereits vom Gegner. Bald sah sich die kleine, tapfere Schaar der Kaiserlichen in Verona eng umschlossen. Max selber war eben über den Arlberg der schweizerischen Grenze zugezogen[1], in der Hoffnung, die Eidgenossen dem Papst wieder abwendig zu machen; Herzog Erich musste sich wegen der gegen seine Befehle von seinen Leuten gegen das arme Volk geübten „unfuer“ vor der tiroler Landschaft rechtfertigen, mit den kaiserlichen Behörden streiten und sich schmerzlich mit Undank für seine Aufopferung belohnt sehen; da starb nach kurzem Kränkeln in dem belagerten Verona am 7. September der Herzog von Anhalt[2].

Dringend verlangte jetzt der Statthalter von Verona, der Bischof von Trient, Erich’s Ankunft, da die Feinde alle Tage die umschlossene Stadt berannten.

Der Braunschweiger, der angesichts seines unverschuldeten Missgeschicks und in Anbetracht seiner ohnehin zu Martini ablaufenden Bestallung eben in Gefahr geschwebt, ungnädig bei Seite geschoben zu werden, entschloss sich (nach Berathung mit Paul von Lichtenstein) mit schwerem Herzen, weil ohne Befehl, in Verona sein Bestes zu thun. Sein Brief, in dem er dem Kaiser dies meldet, lässt durchblicken, dass er neue Verhandlungen über Verlängerung seiner Dienstzeit erwartete[3].

Aber schon war es nicht mehr so leicht, zu den bedrängten Landsleuten zu gelangen, besonders da Erich kaum über eine Handvoll Leute gebot, und die Berner Clause bald so eng vom Feind geschlossen war, dass nicht einmal Boten durchschlüpfen

    25. August. Etwas modificirt an Georg von Trient, Statthalter in Verona, und Anhalt, Schloss Wisperg 31. August.

  1. Max an Erich, zum Klösterlein am Arlsberg 5. September.
  2. Georg von Trient an Erich, Verona 7. September. Also nicht am 8., wie Beckmann u. a. angeben.
  3. Erich an Max, Brixen 10. September, hat gestern die Todesnachricht erhalten. Den Schluss der Clause berichtet der Hauptmann derselben an Erich am 21. September.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_375.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)