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Nicht nur hören wir 1541 von einem Vertheidiger Spaniens, dass seit 25 Jahren die Einfuhr fremden Getreides nach Nordspanien nicht aufgehört habe, da manche Theile des Landes noch immer unbebaut seien[1]; 1548 klagen die Cortes, dass die Bauern aus Mangel an Pflugstieren grosse Strecken nicht mehr besäen[2]. In schlechten Jahren waren sie vielfach gezwungen, ihre Güter zu veräussern[3].

Unter solchen Verhältnissen mussten die Kornpreise in die Höhe gehen. Um diese Tendenz in gewissen Grenzen zu erhalten, erliess Karl 1539 eine Taxe, die den Maximalpreis für den Scheffel Weizen auf 240 mrs. festsetzte[4]. 1548 wird den Pächtern der

    Spaniens auch in Bezug auf den Ackerbau“ (p. 34). Damals „wie von einem Zauberstabe berührt, bedeckte sich das Thal des Guadalquivir bis hinauf an die Sierra Morena mit wogenden Getreidefeldern, mit üppigen Obst- und Oelgärten und mit Weinbergen, deren Ertrag allein ganze Schiffsladungen füllte“ (p. 35). Diese phantasievolle Schilderung lässt aber ausser Betracht, dass Navagero schon 1526 aus Sevilla schreibt: Tutto il paese intorno Siviglia è molto bello e molto abbondante e di frumenti e di vini e di olj e di ogni altra cosa. (A. Naugerii opera omnia. Patavii 1718 p. 314.) – 1555 soll der Flachsbau soweit eingebürgert gewesen sein, dass die Einfuhr von Leinwand unnöthig wurde (Haebler 35). In Wirklichkeit beklagen die Cortes la mucha falta que aca hay de lino y el descuido que se tiene en lo sembrar (pet. 126), bitten, den Anbau zu befehlen und, comenzando de haber mucho lino en estos reynos, que con ayuda divina sera dentro de dos años, alle Frauen zum Spinnen anzuhalten. Dann werde das Land keinen Mangel an Leinwand haben, und der Verdienst nicht ausser Landes gehen. Haebler hätte den Wortlaut der Petition bei Sempere II, 36 ff. finden können.

  1. Damianus a Goes, Hispania, bei Schott, Hispaniae illustratae. I, 1169.
  2. Cortes von 1548 pet. 153: dexan de sembrar mucho. Auch 1537 klagen sie, dass durch den schlechten Zustand der Wege und Brücken der Ackerbau zurückgehe (pet. 57). Da ausserdem die spanischen Landarbeiter immer recht lässig waren (vergl. Guicciardini, Opere inedite VI, 276; A. Naugerii opera 330; Cortes von 1548 pet. 174, bei Colmeiro, Introd. II, 223), so ist die Bitte der Cortes von 1552 begreiflich, die Faullenzer sollten zur Arbeit angehalten werden, da es eher an Tagelöhnern als an Tagewerken fehle (antes faltan jornaleros que jornales; pet. 122). Haebler bezieht fälschlich diesen Ausspruch auf die Fabrikarbeiter (p. 59 Anm. 21).
  3. Cortes von 1548 pet. 180.
  4. Unbegreiflich ist es, wie Haebler (p. 36 Anm. 21) diese Angabe Colmeiro’s bei Seite schieben kann, „da sie keine Quelle nennt“, während Colmeiro ausdrücklich in der Anmerkung die pragmatica del pan dada
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_406.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)