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zu haben. Unter solchen Umständen konnte König Johann, der das Geschehene als eine schwere persönliche Beleidigung empfand, durch die Aufreizungen Frankreichs und den polnischen Hass gegen den Räuber Preussens leicht zu einem Acte offener Feindseligkeit hingerissen werden, der dem Kurfürsten angesichts des neuen Krieges am Rhein ernste Verlegenheiten bereiten musste. Desshalb wünschte Friedrich III. angelegentlich, den polnischen Hof davon zu überzeugen, dass er an der so absonderlich ins Werk gesetzten pfälzischen Heirath der Markgräfin-Wittwe völlig unbetheiligt und auch seinerseits überlistet sei. Zu diesem Zwecke ordnete er Ende 1688 den Grafen Alexander Dohna und den Hofrath Dr. Scultetus in ausserordentlicher Mission nach Polen ab[1]), obgleich er dort in der Person des Geheimeraths v. Wichert bereits einen wohlangesehenen und bewährten ständigen Gesandten hatte. Jene beiden erhielten den besonderen Auftrag, des Kurfürsten Unschuld an der „Aventure mit der pfälzischen Heirath“ darzuthun[2]. Derselbe habe, so sollten sie ausführen, den Eintritt der Wittwe seines Bruders in das polnische Königshaus „für ein sonderbahres Glück und Ehre geschätzt“ und sei dem Eheproject daher alle Zeit geneigt gewesen, habe „nur dieses dabei desideriret, dass man dasjenige, was die bienséance in dergleichen Fällen zwischen fürstlichen Personen erfordert, beobachten und sich nicht allzu sehr präcipitiren möge“. „Anstatt aber“, so äusserte sich der Kurfürst weiter, „dass man solchem Unsern an sich ganz raisonnabeln Einrath auszuschlagen ganz kein Ursach gehabt hette, Wir, wiewohl nicht ohne alle mortification erfahren müssen, dass bemeldter Prinz mit Verwechselung der Ringe und andern von gedachter Pfalzgräfin genommenen Engagements vorwärts gegangen, als man sich Uns gestellt, worauf dann erfolgt, dass mehrbenannte Pfalzgräfin, gleichwie Sie ins Geheim und ohne Unser Vorwissen in dieses Vinculum soweit eingetreten, also Sie auch dasselbe eodem modo wieder verlassen.“ „Wie aber dem Allen“ – heisst es in der Instruction für die beiden Gesandten dann weiter – „so hatten Wir uns festiglich vorgenommen, diese und andere bei der Sache

  1. Verschickung des Grafen Alexander Dona und Hofrath Dr. Schulteti auf den Reichstag in Pohlen. Berliner Staatsarchiv.
  2. Instruction vom 28. Oct. bezw. 7. Nov. 1688.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 435. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_435.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)