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vorgegangenen Irregularitäten der Vergessenheit zu übergeben, hofften auch, dass Königliche Majestät Dero weltberühmte Generosität und Grossmüthigkeit auch in diesem Fall à la faiblesse du sexe und sonderlich einer jungen Princess, so allem Ansehn nach durch allerhand artificia und amorces zu dieser démarche inducirt worden, etwas nachsehen und Deren gerechtes ressentiment fahren lassen werden.“

So leicht war nun König Johann freilich nicht zu begütigen. Er empfand das Geschehene um so schmerzlicher, als er früher in Wien sowohl wie in München mit Brautwerbungen für seinen Sohn abgewiesen worden war. Zudem wirkte der Vorgang auch auf die inneren Verhältnisse Polens in einer für ihn nachtheiligen Weise ein. Von dem Reichstage, der Anfang 1689 in Warschau zusammentrat, verlangte der König, auf Grund der Abmachungen bei der Verlobung der nunmehrigen Pfalzgräfin mit seinem Sohne, dass die Güter derselben mit Beschlag belegt würden, da sonst am Ende der Pfalzgraf selbst als Bewerber um die polnische Krone auftreten könnte. Eben das aber wünschte die Opposition, weil alsdann die Candidatur des Prinzen Jakob an Aussicht verlor. Der lithauische Kronfeldherr legte gegen die angeregte Beschlagnahme der Radziwill’schen Güter in Lithauen förmlich Protest ein; ja, die Opposition wollte dem Pfalzgrafen ausdrücklich das Indigenatsrecht verleihen, um ihn erst recht zur Bewerbung um die Krone zu befähigen. Die Schmach, welche König Johann in seinem Sohne zugefügt sein sollte, liess die Herren völlig gleichgültig. „Diese lesion“, erklärten sie, „geht die Republik nichts an, weil man auch deren Hilfe zu der Heirath nicht verlangt habe[1].“ Darüber kam es dann auf dem Reichstage zu ungewöhnlich stürmischen Auftritten. Der König beschwerte sich bitter über die unerlaubte „Correspondenz mit fremden Potentaten", die einige Grosse unterhalten sollten. Die in einer königlichen Proposition mituntergelaufene Phrase von der „perennitas domus regiae“ beantwortete der lithauische Schatzmeister mit einer entrüsteten Verwahrung, „weil solches eine successionem im Reiche nach sich zu ziehen scheine“. Der König erklärte darauf, es sei ein förmliches Bündniss gegen ihn geschlossen, das bestimmt sei, mit Ausschluss jedes Piasten einen

  1. Wichert aus Warschau, 24. Nov. 1688.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_436.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)