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pecuniären Verpflichtungen oft erst in sehr später Zeit genügt haben. Der schon erwähnte Rechnungsbericht Bonaini I, 286 zeigt, dass Canobbio (vergl. Zeile 5 unseres Verzeichnisses) erst am 23. Februar 600 Florin an den König entrichtete. Das in Zeile 8 erwähnte Treviglio zahlte erst am 30. März 1000 Florin an Heinrich VII. und Brissago (vergl. Zeile 16) erst am 31. März die ihm auferlegte Summe. Es wird kaum zu bezweifeln sein, dass sich Balduin mit der Bezahlung in den meisten Fällen ebenso lange gedulden musste als sein Bruder, der König. Die Ansätze Prowe’s sind mithin falsch. Die in Zeile 1 bis 21 namhaft gemachten Posten sind, zum mindesten der grossen Mehrzahl nach, erst in den Monaten Februar und März zur Zahlung gekommen. In diesem Sinne werden daher die Angaben unseres Verzeichnisses für die Geschichtsdarstellung zu verwerthen sein. Zeile 15 scheint mir wegen seiner Beziehung zu Urkunde Böhmer, reg. Henr. Nr. 374, ziemlich sicher auf den 18. März zu verweisen.

Besondere Erwähnung verdient Zeile 13, woselbst Prowe den Namen des Bischofs von Brescia, Federigo de’ Maggi, vermuthete. In Wirklichkeit handelt es sich hier um Venturinus de Fundute, einen Mann, der uns als Haupt der guelfischen Partei von Soncino begegnet bei Joh. de Cermenate a. a. O. 1268. Diese Zeile hängt also mit Zeile 12 (de Soncino) aufs engste zusammen, während der in Zeile 14 genannte Johannes de Benzonis ein angesehener Cremenser ist (vergl. z. B. Bonaini I, 20).

Noch muss mit wenigen Worten auf Zeile 7 und Zeile 32 eingegangen werden, da ich im Gegensatze zu Prowe in beiden Fällen Modetia statt des scheinbar so viel näher liegenden Modena lese. Der Grund ist erstens der, dass ich mich nicht entschliessen konnte zu glauben, Balduin habe in diesem Verzeichnisse unter „Lombardia“ etwas anderes verstanden, als was in mittelalterlichen Quellen gewöhnlich mit diesem Namen bezeichnet wird, nämlich nur die grosse westliche Hälfte des oberitalischen Tieflandes. Dazu kommt aber noch, dass Modena, so viel wir wissen, zum deutschen Könige nur in ganz losen Beziehungen gestanden hat, Monza dagegen sich seines ganz besonderen Schutzes erfreute. Heinrich war dort am 30. Januar in Begleitung seines Bruders Balduin persönlich anwesend (Bonaini I, 141–142) und hat die Stadt wiederholt gerade in der für uns in Betracht kommenden Zeit durch Privilegien ausgezeichnet. Vergl. Bonincontro Morigia, chronicon Modoetiense bei Muratori SS. XII, 1098 und Böhmer, regesta Henr. Nr. 378.

Im Ganzen betrachtet ist unser Verzeichniss eine wichtige Quelle für die Geschichte Heinrich’s VII. Es bleibt nur bedauerlich, dass

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_453.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2022)