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hergestellt und ein Friede zwischen dem römischen Könige und Karl von Anjou angebahnt werden sollte, so sollten auch die an sich unbedeutenderen, aber um so näher liegenden Conflicte in Italien beseitigt werden. Dazu setzte der Papst nun auch in Florenz seine Macht ein, von wo aus ja die Parteinamen, die jetzt alle Welt erfüllten, ausgegangen waren.

Nach seiner Inthronisation hatte der Papst eine allgemeine Kirchenversammlung nach Lyon für das Jahr 1274 ausgeschrieben. Auf der Reise dahin kam er schon am 18. Juni 1273 nach Florenz. In seinem Gefolge befand sich das Cardinalscolleg. Der König Karl und dessen Schwiegervater, der vertriebene Kaiser Balduin von Constantinopel, waren schon seit dem 14. Juni dort. Der Papst stieg im Palast seiner Banquiers, der Mozzi[1], in Oltrarno ab, die Fürsten in verschiedenen Quartieren. Sofort begann der Papst seine auf die Aussöhnung der Parteien in Florenz gerichtete Thätigkeit. Am 12. Juli hatte er die Genugthuung, das Friedensinstrument durch die Syndici der Parteien unterzeichnen und die vor seinem Palaste in der Nähe der Brücke Rubaconte bis in das Flussbett des Arno hinein versammelte Volksgemeinde den Frieden beschwören lassen zu können. Es war fast mehr ein Friede zwischen den Führern der ghibellinischen Partei in Tuscien, den Grafen Guido Novello und Simone, dessen Bruder, und den Florentinern als zwischen den beiden Parteien dieser Stadt. Wie die Dinge aber jetzt lagen, mussten die Grafen und die Vertriebenen die Kosten des Versöhnungswerkes fast allein tragen. Die Grafen unterwerfen sich dem Könige, dessen Vicar und der Kirche vollständig. Sie öffnen ihre Burgen in Tuscien dem Könige, der sie besetzt hält, solange er Reichsvicar ist, und nach ihm der Kirche für zwei Jahre oder länger. In einer besonderen Urkunde wird dem Grafen Guido Novello noch garantirt, dass er für das, was er vor der Ernennung Karl’s zum Reichsvicar in Tuscien gethan, nicht diesem und dessen Vicare, sondern allein dem Papste zu Rechte stehen soll. Die Ghibellinen von Florenz können nur mit Einwilligung

  1. Der letzte der Grafen Mozzi ist in unseren Tagen in einem Zimmer des Hintergebäudes des Palastes seiner Väter gestorben, nachdem er die letzten Reste des Vermögens vergeudet hatte. Er lebte von dem Verkaufe des Silbergeschirres der Familie, das eine vornehme Dame ihm ans Mitleid gerettet hatte, wie sie mir selbst erzählte.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_058.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)