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war[1]. Die Florentiner freuten sich desshalb des Todes dieses feindseligen Papstes, der wenige Tage hierauf, am 12. Januar 1276, bei Arezzo eintrat. Die Stadt hatte den Papst auch nicht nur durch ihren unversöhnlichen Hass gegen ihre eigenen Söhne gereizt, fast noch verletzender hatte sie dessen Pläne mit Pisa durchkreuzt. Ja sie hatte sich dieser Nachbarin gegenüber noch guelfischer gezeigt als König Karl – vorausgesetzt dass dessen officielle Politik eine ehrliche war[2]. So schwach war noch das nationale Empfinden in ihr und ganz von kleinlichem Particularismus und roher Habsucht überwuchert. Nichts ist daher thörichter als die guelfische Partei zur Trägerin der nationalen Idee zu machen. Sie war es so wenig, als die ghibellinische.

Pisa war mit der Kirche und dem Könige ausgesöhnt. Die Stadt zahlte diesem 1273 7500 Pfund pisaner Pfennige zu dessen schmählichem Kriege mit Genua. Im folgenden Jahre stellte sie fünfzig Söldner dazu. Das verhinderte die Guelfen Tusciens aber nicht, einen Kriegszug gegen die noch immer sehr reiche Stadt zu unternehmen und deren Grenzburgen, welche sich in den Händen päpstlicher Castellane befanden, wegzunehmen. Zum Vorwande diente, dass die Pisaner einige Häupter der guelfischen Partei aus der Stadt vertrieben hatten[3]. Mit dieser schlossen die Florentiner, Lucchesen, Sienesen, Pistojesen, Aretiner und anderen Guelfen am 30. September 1274 einen neuen Bundesvertrag.

    Im Jahre 1278 wurde er gegen seinen jüngeren Bruder Wilhelm ausgetauscht. Archiv. stor. Ital. Ser. IV, T. 1, S. 246.

  1. S. hierüber den 1. Excurs am Schlusse.
  2. Das ist allerdings stark zu bezweifeln. Schon 1274 sagten die Grafen von Biserno, der König sei von ihrem Kriegszuge gegen Pisa unterrichtet, sie seien die Freunde des Königs. Tronci, Mem. di Pisa S. 220 bei Kopp-Busson l. c., S. 119. Während der Schlacht von Asciano befand sich der Vicar Karl’s im Heere der Guelfen. Bei der ganz zweideutigen Politik, die König Karl namentlich seit der Wahl König Rudolf’s, den Beschwerden des Papstes über ihn bei dem Könige von Frankreich und der Aussöhnung des Paläologen mit der Kirche einschlug, ist es sehr leicht möglich, dass die Pisaner von Anfang an von ihm betrogen worden sind. In ihrer Verzweiflung wendeten sie sich gegen den Ausgang 1274 an Rudolf von Habsburg, der ihre Gesandte 1275 mit den seinigen an den Papst schickte. Cenni, Monumenta d. p. II, 330.
  3. Woher Roncioni die bestimmte Nachricht hat, die Florentiner hätten durch eine Gesandtschaft die vertriebenen Guelfen aufgefordert, zu ihnen zu kommen, weiss ich nicht.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_060.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)