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wenn ich das allgemeinere Eindringen des karolingischen Sagenkreises in den Gesichtskreis der Florentiner und die Verknüpfung desselben mit den Stadtlegenden als vorzugsweise in ihr vollzogen ansehe. Würde diese Richtung sich länger behauptet und das angiovinische Regiment sich dauernd durchgesetzt haben, Dante wäre auf diesem Boden sicher nicht erwachsen. Aber eine von der Curie ausgehende Reaction des italienischen Wesens und das willkürliche Stadtregiment der guelfischen Granden bewirkten, wenn auch nicht einen Umschwung, so doch eine Wendung in der politischen Entwicklung der Stadt. Sie machte sich zunächst als eine Ablenkung von der einmal eingeschlagenen Bahn geltend.


VI.

Die Grundlage, auf der die politischen Zustände Italiens, wie die von Florenz, beim Beginne des letzten Viertels des 13. Jahrhunderts ruhten, bildete die Einigkeit der drei Factoren, welche sie geschaffen hatten, die Einigkeit der Curie, der guelfischen Partei und König Karl’s von Neapel. Das Auftreten verschiedener Tendenzen innerhalb dieser drei Mächte haben wir schon beobachtet. Sie vermochten die einmal eingeschlagene Entwicklung zu retardiren, nicht aber sie aufzuheben. Wenn aber die in den Städten herrschende Partei sich zu spalten begann und gleichzeitig die Curie und der König sich miteinander überwarfen und sich entgegenarbeiteten, dann mussten Stockungen und Störungen in ihr eintreten, welche ihr Bestehen ganz in Frage stellten. Und beides trat ein.

Wir kennen die Ursachen nicht genau, welche in Florenz den guelfischen Adel spalteten und namentlich die Adimari mit den Donati, Tosinghi und Pazzi entzweiten[1]. Der Uebermuth,

    Politik zu leiten und zu regieren“. Er ist wahrscheinlich 1266 nach Florenz zurückgekehrt und zu den wichtigsten politischen Geschäften verwendet worden. Sundby, Brunetto Latini trad. per cura di R. Renier S. 11 u. f. – Der directe Einfluss B. L.’s auf Dante als seinen Schüler ist bekanntlich neuerdings mit guten Gründen bestritten worden.

  1. Villani gibt keine besondere Veranlassung dazu an. Ihm ist nur der Uebermuth des Adels daran Schuld. Die sogenannte Chronik des Dino Compagni, deren Substanz sicher von dem bekannten Prior Dino Compagni herrührt, die in Einzelheiten aber, so wie sie uns jetzt vorliegt, eine Ueberarbeitung erfahren haben muss, durch welche Unrichtigkeiten in sie hineingekommen
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_066.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)