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Die Kunde hiervon und von grossen Plänen des Papstes, nach denen unter anderem ein selbständiges Königreich Tuscien errichtet werden solle, konnten den überall durch ihre Handelsverbindungen gegenwärtigen Florentinern in ihrer vollen Tragweite nicht unbekannt bleiben. Ein anscheinend ghibellinisch gesinnter Papst wird zu jener Zeit die Staatsmänner Italiens ebenso überrascht haben, wie dieses vor vierzig Jahren ein liberalisirender that. Es war um so nothwendiger, dass die noch herrschende, aber in sich gespaltene Partei von den sich vorbereitenden Dingen nicht überholt wurde, als die freilich auch in sich zerfallenen Ghibellinen eine Gesandtschaft an den Papst geschickt und um Ausführung des 1273 von Gregor X. abgeschlossenen, aber von den Guelfen gestörten Friedens gebeten hatten. Nach vielen Parteiberathungen beschlossen die Guelfen im Stillen, auch eine Gesandtschaft an den Papst zu senden und ihn zu bitten, die Stadtgemeinde mit den verbannten Ghibellinen zu befrieden. Drei Angehörige alter guelfischer Adelsfamilien, unter welchen sich aber kein Mitglied der jetzt miteinander verfeindeten Geschlechter befand, Cardinale de’ Tornaquinci, Gherardo de’ Buondelmonti und Fortebraccio de’ Bostichi, und der Jurist Oddone Altoviti, wurden 1279 an den Papst geschickt, um mit ihm über das Friedenswerk zu verhandeln. Dieser Schritt wird den Guelfen nicht leicht geworden sein. Hatte die Stadt doch noch die ihr von Karl eingesetzten Vicare, einen Baglione von Perugia bis zum 1. Juli 1279 und dann einen anderen, Scurta della Porta von Parma, beibehalten, obwohl der König sein Vicariat über Tuscien längst niedergelegt hatte. Ein Druck von Seiten des Papstes scheint diesen Entscheidungen vorausgegangen zu sein. Denn wie sollten sonst die Florentiner Gesandten dazu gekommen sein, dem Papste die Unterwerfung der Stadt unter seine Entscheidung bei einer Strafe von 50,000 Mark Silber zu versichern[1]. Vielleicht

  1. Die Chronologie dieser Vorgänge ist im Einzelnen nicht sicher. Noch weniger ihr innerer Zusammenhang. Die Florentiner Chronisten schweigen sich absichtlich oder unabsichtlich über sie aus. Bonaini hat sie im Giornale storico III, 171 u. f. noch am besten behandelt und schon bekannte Urkunden zuerst vollständig verwendet. Doch ist er nicht scharf genug im Einzelnen. Ich gebe hier keine Begründung meiner Darstellung, bemerke aber ausdrücklich, dass meine Inhaltsangabe des sehr umfassenden Friedensinstrumentes auf Bonaini’s Darstellung ruht. Es hat noch kein Florentiner es für der Mühe werth gefunden, den „Frieden des Cardinals
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_068.jpg&oldid=- (Version vom 3.11.2022)