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dieses Vicars und die Rücksichtslosigkeit, mit welcher er bei verschiedenen Gelegenheiten durchgriff, verdarb alles. Dazu kam, dass Heinrich in Folge seines Geldmangels mit immer neuen Forderungen hervorzutreten genöthigt war. Allein schon für den Unterhalt des Generalvicars und seiner Truppen musste Mailand vierteljährlich 7440 Goldflorin zahlen.

In Folge aller dieser Umstände trat in den breiteren Massen des Mailänder Volkes eine Gährung ein, welche leicht gefährliche Dimensionen annehmen konnte und durch welche – das war das Schlimmste – sich die mit der Neuordnung der Dinge unzufriedenen Elemente zu Umtrieben gegen die deutsche Herrschaft ermuthigt fühlten. Zu den Unzufriedenen gehörte aber vor allen Guido della Torre. Es hatte eine Zeit lang geschienen, als wolle sich der Mailänder Gebieter mit Ruhe in die veränderten Verhältnisse schicken. Indessen kam vielen schon sein Verhalten bei der Berathung über die dem Könige zu gewährende Dotation verdächtig vor[1], und es kann wohl als zweifellos gelten, dass jener bei Festsetzung der hohen Summe von 100 000 Goldflorin weniger darauf ausging, sich beim Könige beliebt zu machen, als vielmehr bei den Mailändern Erbitterung gegen die Deutschen hervorzurufen.

Als dann die Ernennung des Sienesen zum Vicar Mailands erfolgte, erkannte Guido klar, dass von dem parteiischen Regiment dieses Mannes für das Guelfenthum nichts zu hoffen sei, und der Entschluss stand bei ihm fest, sich gewaltsam wieder zum Herrn der Situation zu machen. Desshalb hielt er sich vom Hofe mehr und mehr fern und trat schon damals in geheime Verbindung mit Florenz und den anderen Städten der Tuscischen Liga. Trotzdem wäre er wohl noch nicht zum Aeussersten geschritten, wenn nicht ein Umstand hinzugetreten wäre, der ihm die Nothwendigkeit raschen und energischen Handelns klar machte. Der König wünschte möglichst schnell nach Rom zu gelangen, doch wollte er eine sichere Gewähr dafür haben, dass die Städte Oberitaliens auch in seiner Abwesenheit den Frieden bewahrten. Das einstimmige Urtheil aller Italiener

    den ungleich schwierigeren Posten nach Mailand berief, dass er sich in Asti gut bewährt haben muss.

  1. Nicolaus von Butrinto 79.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_101.jpg&oldid=- (Version vom 22.11.2022)