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dem Unterdrücker ihrer Freiheit die Thore zu öffnen. In der That leisteten sie während der nunmehr folgenden viermonatlichen Belagerung den heldenmüthigsten Widerstand[1]. Ihr Führer, Tebaldo Brusato, wurde am 14. Juni von den Deutschen gefangen genommen und, da er sich nicht zum Verrathe an seiner Vaterstadt brauchen liess[2], hingerichtet. Die Brescianer übertrugen an seiner Statt die Leitung der städtischen Angelegenheiten einem Collegium von vier Männern und setzten den Kampf mit grösster Erbitterung fort.

Die Belagerungsmaschinen der Angreifer vermochten wenig gegen die festen Mauern der Stadt auszurichten. Des Königs Bruder Walram fiel bei einem Ausfall, den die Belagerten am 27. Juli unternahmen[3]. Damals liess sich der König den Termin für seine Kaiserkrönung durch den Papst auf unbestimmte Zeit hinausschieben[4]. Clemens V. selbst legte am 4. Juli beim Könige Fürbitte für die Brescianer ein[5], da viele derselben nur aus Unbedachtsamkeit gefehlt hätten. Sehr erwünscht war unter diesen Umständen das Eintreffen der Cardinäle, welche Clemens beauftragt hatte, die Krönungsfeierlichkeit in Rom zu

  1. Den Verlauf dieser interessanten Belagerung im Einzelnen zu schildern, konnte ich mir versagen, zumal Irmer, Bildercodex etc. p. 51 ff. darüber in ausgezeichneter Weise gehandelt hat. Die Schrift: Fr. Bettoni, Tebaldo Brusato, brano storico del secolo XIV (Brescia 1874) ist mir unzugänglich geblieben.
  2. Das Nähere hierüber berichtet Jacopo Malvezzi 970. Ich würde die ganze Sache, die sehr abenteuerlich klingt, für ein brescianisches Märchen halten, wenn nicht auch Ricobald von Ferrara, Murat. IX, p. 257 darüber berichtete. Ueber den Tod des Tebaldo Brusato vergl. Alb. Mussato 374. Joh. de Cermenate 1257. Das Verurtheilungsdecret datirt vom 20. Juni. (Bonaini I, 179–82.)
  3. Walram’s Leiche wurde auf Bitten Cangrande’s della Scala, welcher im Heere vor Brescia diente, nach Verona überführt und hier beigesetzt. Alb. Mussato 382. Chron. Mutinense, Murat. XV, p. 571. Fr. W. Barthold, Der Römerzug König Heinrich’s von Lützelburg (Königsberg 1830–31), II, 24 ff.
  4. Es geschah dies durch die in Avignon befindlichen Gesandten: die Bischöfe von Basel und Novara und den Predigermönch Johannes de Lucidomonte. Die Hauptaufgabe dieser Gesandten war jedoch die Verhandlung mit König Philipp dem Schönen, welche gerade damals in ein neues Stadium getreten war, zu führen. (Winkelmann II, 253.)
  5. Bonaini I, 183–84.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_126.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)