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welche Genua jemals mit König Karl II. von Neapel eingegangen war, auf[1]; dann liess er sich durch besonderen Volksbeschluss die unbeschränkte Regierungsgewalt für die nächsten zwanzig Jahre übertragen[2], bestätigte aber zugleich auch den Genuesen alle ihnen von früheren Kaisern und Königen verliehenen Freiheiten und Privilegien. Dazu gehörte namentlich, dass sie nur auf der Strecke von Arles bis zu St. Angelo in Sicilien und hier auch nur zwei Tagereisen landeinwärts zur Heeresfolge verpflichtet waren[3]. Die bisherigen Beamten wurden abgesetzt und die alten Aemter beseitigt, mit Ausnahme des Vorstehers des Volkes (abbate del popolo). Auch dies Amt hätte Heinrich gerne beseitigt, aber er stiess bei der Bürgerschaft auf so entschiedenen Widerstand, dass er es vorzog, diese Würde bestehen zu lassen[4]. Die Contribution, welche Genua zu zahlen hatte, war verhältnissmässig gering, sie betrug 60 000 Goldflorin. Die lebhaftesten Erörterungen rief die Neuvertheilung der Aemter hervor; sie erfolgte schliesslich in der Weise, dass die Familien der Doria und Spinola den hauptsächlichsten Antheil an der Stadtverwaltung erhielten. Doch gingen auch die guelfischen Geschlechter keineswegs leer aus.

Während so Heinrich immer noch mit der Sorge für die Angelegenheiten Oberitaliens beschäftigt war[5], hatten Truppen der tuscischen Liga die von Genua nach Süden führenden Pässe besetzt, um das weitere Vorrücken der Deutschen auf dem Landwege zu hindern[6]. Truppen Robert’s von Neapel unter dem Befehle des

  1. Monum. hist. patr. IX, 450–53. Jene Verträge seien „in grave preiudicium et iacturam et in diminucionem iurium et regalium sacri Romani imperii“ geschlossen, heisst es in dieser Urkunde.
  2. Monum. hist. patr. IX, 453–58.
  3. Nicolaus von Butrinto 96.
  4. Alb. Mussato 393. Guil. Ventura 781.
  5. Doch bereiste zugleich eine königliche Gesandtschaft, an ihrer Spitze Bischof Nicolaus von Butrinto und der päpstliche Notar Pandolfo de’ Savelli, seit Ende October die Städte Tusciens, um, wenn möglich, einige derselben auf die Seite Heinrich’s VII. herüberzuziehen. (Nicolaus von Butrinto 98–106.)
  6. Ursprünglich hatten die Florentiner in der Meinung, dass Heinrich seinen Weg über Bologna nehmen werde, alle ihre Truppen in der Nähe dieser Stadt concentrirt. Ihre Bestürzung, als Heinrich statt dessen nach Genua zog, war gross. (Bonaini II, 46–50.) Sie erholten sich indessen
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_138.jpg&oldid=- (Version vom 23.11.2022)