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École des Chartes, durch die Regierung der Restauration gegründet, bildet Archivare und Bibliothekare aus; sie ist ganz naturgemäss die Pépinière der Paläographen, der Diplomatiker, der mittelalterlichen Historiker, der Romanisten geworden. Namen wie Delisle, Quicherat, G. Paris, P. Meyer genügen wohl, um sie zu charakterisiren. Viele ihrer besten Schüler besuchen gleichzeitig die Vorlesungen der Faculté des lettres, und viele unter ihnen widmen sich dem Universitätsunterricht. Die École pratique des Hautes Études, gegründet 1868 durch Hrn. Duruy, ist eine rein gelehrte, historische und philologische Schule. Sie ist eine Vereinigung von Seminaren für Geschichte, Archäologie, Urkundenkritik, Epigraphik etc., in denen sich Schüler der Faculté, der École normale, und der École des chartes zusammenfinden, lediglich um sich im Gebrauch der wissenschaftlichen Methoden zu vervollkommnen. Ihr Diplom gibt keine Berechtigung zum Eintritt in irgend eine bestimmte Carrière, aber sie hat mächtig mitgewirkt bei der neuen Entwicklung des höheren Unterrichts. Von ihr ist der erste Anstoss dazu ausgegangen, sie ist die Hefe gewesen, welche den Teig gehen machte. Etwas später, 1883, wurden im Louvre eine Reihe Vorlesungen eingerichtet für Kunstgeschichte und Archäologie; ferner sind zu erwähnen Geschichts- und Kunstgeschichtscurse in der École des Beaux-Arts, einige historische Vorlesungen in der École des Langues orientales, Vorlesungen über Archäologie in der Bibliothèque nationale, Geschichts- und Archäologie-Vorlesungen im Collège de France, nicht zu vergessen endlich, dass seit einigen Jahren die Rechtsgeschichte in den Facultés de Droit eine Bedeutung erlangt hat, welche ihr früher keineswegs eingeräumt war.

Neben den Staatsanstalten ist eine vorzügliche Schöpfung des freien Unterrichts zu erwähnen, die École libre des Sciences politiques, 1872 gegr. von Hrn. E. Boutmy. Sie unterrichtet in den Cameralwissenschaften und gewährt dabei der polit., Handels-, Finanz- und Verfassungs-G. einen grossen Raum. Dazu kommen die Instituts catholiques, welche einige gute Lehrer besitzen, in Paris einen ganz hervorragenden, den Abbé Duchesne.

Daneben haben wir noch im Auslande Institute zur Förderung des Studiums griech., röm., oriental. Alterthümer, sowie ital., orient. und byzantin. Geschichte unter den Namen École archéologique d’Athènes (Director Foucart), École française de Rome (Dir. Geffroy), École du Caire (Dir. Bouriant), Mission de Tunisie (Dir. de la Blanchère); Mitglieder sind die Schüler der École normale, École des chartes und École des Hautes Études.

Man sieht, welch’ ein zahlreiches Personal an Historikern und Geschichtsprofessoren in unserem öffentlichen Unterricht thätig ist.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_163.jpg&oldid=- (Version vom 2.7.2018)