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po roce 1618 (G. der Confiscationen in Böhmen nach dem J. 1618) erwähnt zu werden – das böhm. Domesdaybook in der G. des 30j. Krieges, eine der mühevollsten Arbeiten, die je in der heimischen G.-Forschung unternommen worden sind. Auf Grund der amtlichen Acten des Prager Statthalterei-Archives übersehen wir einen Theil der bodenlosen Misswirthschaft, welche nach der unglücklichen Schlacht auf dem Weissen Berge die höheren Stände des böhm. Volkes traf, als beinahe drei Viertel der Güter in Böhmen den verschiedenen geistlichen Corporationen, wichtigen Persönlichkeiten oder Gläubigern theils geschenkt, theils spottbillig verkauft wurden. In der verdienstvollen Arbeit findet man zugleich einen festen Grund für die neuere Topographie und eine unerschöpfliche Fundgrube für die Genealogie des heimischen und fremdländischen im Lande neu angesiedelten Adels.

Die Geschichte des inneren Lebens in Böhmen würde reiche Quellen in den historischen Monographien einzelner Städte und Stände finden. Tomek’s G. der Stadt Prag kann heute als die lehrreichste Culturgeschichte Böhmens gelten und zugleich als Musterwerk solcher monographischen Arbeiten dienen; ebenso kann auch die Sorge der Hauptstadt Prag um ihr Archiv als musterhaft anerkannt werden. Allein dasselbe können wir nicht von anderen böhm. Städten sagen, deren werthvollste G.-Quellen unangerührt im Staube ungeordneter Archive liegen. Wie vandalisch wurde z. B. noch in den 70er Jahren in Königgrätz mit den alten Stadtbüchern umgegangen! Erst in der neuesten Zeit wurden nach dem Beispiele Prags in einigen Städten (Pilsen, Klattau, Časlau) eigene Stadtmuseen gegründet, wo für Erhaltung der heimischen G.-Quellen Sorge getragen wird. Was die einzelnen Bearbeitungen der Städtegeschichte anlangt, so müssen wir die beiden neuesten Publicationen des Prof. Tomek hervorheben: a) Příběhy kláštera a města Police nad Metují (G. des Klosters u. der Stadt Polic an der Methau, Prag 1881), welche werthvolle Beiträge zur G. d. Colonisation Böhmens in der älteren Zeit und der schles. Kriege unter Maria Theresia enthält; die letzteren wurden aus den gleichzeitigen bisher unbenützten Denkbüchern des Braunauer Klosters geschöpft; b) Místopisné paměti města Hradce Kr. (Topographische G. d. Stadt Königgrätz. Prag 1885), eine Geschichte der Geburtsstadt unseres berühmten Geschichtsschreibers, welcher durch Schleifung der Festungsmauern eine bessere Zukunft aufgeht. Neben Königgrätz besitzt noch Kolín an der Elbe eine gründliche Monographie in dem Werke des Prof. Vávra (1888). Von den anderen nach Prag wichtigsten Städten: Kuttenberg, Pilsen, Tábor, Tauss hat bisher keine eine vollkommene Bearbeitung ihrer Geschichte erhalten, obwohl manches werthvolle Material durch den Fleiss der heimischen Mittelschullehrer

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_185.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)