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Voigt angelegten chronologischen Zettelrepertorium, das allmählig zu einem handschriftlichen Regestenwerk von wohl reichlich 30 000 Blättern angewachsen ist. Musterhaft war unter W.’s Leitung das systematische Vorgehen und das Ineinandergreifen der verschiedenen Kräfte; – kaum dass durch Abzweigung der Sigmund-Bände die strenge Ordnung in etwas erschüttert wurde.

Trotz W.’s ausserordentlicher Arbeitskraft, trotz der reichen Mittel, die in der ersten Zeit durch K. Maximilian zur Verfügung standen, schritt die Arbeit langsam vorwärts. Der Stoff wuchs den Bearbeitern eben in ganz ungeahnter Weise unter den Händen. Schon im Herbst 1862 hoffte W. bald mit dem Druck beginnen zu können; noch im nächsten Jahre dachte er, der 1. Bd. werde Wenzel und Ruprecht umfassen, erst 1864 sprach sein Bericht von der Vertheilung dieses Stoffes auf 2 Bände, und erst als der Druck begonnen hatte, entschloss er sich den 1. Bd. auf die Jahre 1376–87 zu beschränken. Endlich am 3. Mai 1868 konnte er das Vorwort des 1. (von 1867 datirten) Bandes unterzeichnen. Der zweite folgte nicht, wie gehofft, sehr rasch, sondern erst 1874; der dritte, schwächere, brachte 1877 Wenzel’s Regierung zum Abschluss; Ruprecht füllte dann ebenfalls drei starke Bände, Bd. 4 (1882), 5 (1885), 6 (1888). Die Bearbeitung Sigmund’s hatte darauf nicht zu warten brauchen, sondern war durch W.’s langjährigen Mitarbeiter Kerler selbständig gefördert worden; schon 1878 erschien Bd. 7, der erste aus Sigmund’s Zeit, 1883 Bd. 8, 1887 Bd. 9, so dass also jetzt eine ununterbrochene Reihe von 9 Bänden, die Jahre 1376 bis 1431 umfassend, vorliegt und für die folgende Zeit stark vorgearbeitet worden ist. Seine Mitarbeiter an diesen Bänden waren in den 1860er Jahren besonders Kluckhohn, Menzel und Schäffler, dann Kerler für Sigmund, daneben Ebrard, endlich Bernheim, Friedensburg und der Herausgeber dieser Zeitschrift für Ruprecht. Jüngere Mitarbeiter traten, seit W. in Berlin war, für die Fortführung des Unternehmens ein.

Was mit den Reichstagsacten geleistet ist, insbesondere mit den ersten Bänden, welche als W.’s ureigenste und bedeutendste Schöpfung gelten dürfen und auch am weitesten und tiefsten gewirkt haben, weiss Jeder, der sich mit der Reichsgeschichte dieser Epoche befasst hat. Das Erscheinen des 1. Bandes ist geradezu der entscheidende Markstein für die Entwicklung der Historiographie

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_331.jpg&oldid=- (Version vom 30.11.2022)