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Dazu kam in Berlin die eines Mannes Arbeitskraft schon fast erdrückende Last der Geschäfte. Die meisten derselben ergaben sich aus der Universitätsstellung und den damit verbundenen Examenspflichten. Ausserdem war er i. J. 1884 in die Centraldirection der Monumenta berufen und Anfang 87 Mitglied der Berliner Akademie geworden. – Der Göttinger Ges. d. Wiss. gehörte er seit 1879 an, der Münchener Ak. schon seit 1869 als corresp. Mitglied, bis 1888 auch die Wahl zum ordentlichen Mitglied folgte. – Aus den sich häufenden Ehren (auch zum jurist. Ehrendoctor von Göttingen war er 1881 bei der Eichhorn-Feier ernannt) erwuchsen direct und indirect neue Geschäfte: Commissionssitzungen, Entscheidungen bei Preisausschreibungen, Gutachten aller Art. Dem hielt das körperliche Befinden immer weniger Stand.

Kurz vor seinem Fortgange aus Göttingen hatte er sich einer Operation unterziehen müssen. In Berlin erholte er sich zunächst zwar wieder, aber während der letzten 5 Jahre hatte er viel zu leiden, sehr viel mehr, als vielleicht irgend Jemand ausser den allernächst Stehenden geahnt hat. Wohl muthete er dem kranken Körper in nie rastender Arbeit noch immer fast unglaubliche Leistungen zu; aber nicht hindern konnte er die Einflüsse auf seine Stimmung. Das Gefühl tiefer Ermattung, die Empfindung des Missverhältnisses zwischen geistigem Wollen und körperlichem Können deprimirten ihn oft aufs tiefste. Verbunden damit war eine gesteigerte Erregbarkeit, die ihm wohl auch harmlose Dinge schwarz malte und ihn sich ganz unnütz mit manchem quälen liess, was ein Anderer leicht bei Seite geschoben hätte.

So nahte ihm denn der Tod als ein Erlöser. In Kissingen, das ihm im Vorjahre vorübergehende Besserung gebracht, entwickelte sich ein chronisches Nierenleiden zu einer acuten Krankheit, und sehr rasch ging es dann am 3. Sept. zu Ende. Am 6. wurde er in Erlangen an der Seite seiner Gattin beigesetzt.

Jene eben erwähnte Erregbarkeit, die nicht immer berechenbare schwerblütige Auffassung von Vorgängen, die sein Empfinden berührten, war in geringerem Grade unleugbar auch eine Eigenschaft seiner gesunden Tage. Aber sie war nur die Kehrseite des vielleicht tiefsten und bedeutsamsten Zuges seines Charakters. An manchen Missständen, welche Andere ohne weitere Ueberlegung ruhig ertrugen, nahm er leidenschaftlich Anstoss, und er gab dem dann auch entschiedensten Ausdruck, ganz unbekümmert

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_339.jpg&oldid=- (Version vom 1.12.2022)