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während ein viertes den Böhmen zuruft:

Ihr Böhmen nembt dieses in Acht,
Euern neuen König wol bewacht,
Dass ihn nicht ergreiff diss Gefahr,
Sonst wers mit euch auss gantz und gar.
Er ist derjenig wie ich meldt,
Der Gott und Menschen wolgefällt,
Dass er der Christenheit dienen mag,
Darumb ruff ich an Gott all Tag,
Er wirdt abhelffen unsre Clag
 Amen.

(W. p. 22.)     

Freilich fehlte es dabei auch nicht an gegnerischen Stimmen, welche der neuen Herrlichkeit ihr baldiges Ende voraussagten. Während die eine „Prophecey“, deren Verfasser auf Seiten des Kaisers stand, dem Pfalzgrafen warnend zurief: „Der Sieg bestehet nicht in grossem Rühmen, eignem Lob und Prahlen, auch nicht in der Meng der Waffen, sondern auf seine eigene Tugenden, und nicht auf fremde Verbündnusse soll man sich verlassen. Wir haben unsre Hoffnung zu dem lieben Frieden, und dass wir unsre Widerspenstige noch überwinden wollen“ (Sch. p. 183), wendet sich eine zweite Stimme gleichfalls in mahnendem Tone an die Böhmen mit den Worten:

Danckt ab dem Kriegsvolck schafft euch rueh,
Ihr müst sonst all verderben,
Euch bleibt zu letzt im Stall die Kue,
Beim Krieg werden noch vill sterben.
Die Obrigkeit ist gsetzt von Gott,
Wer sich der opponiret,
Der stirtzt sich selbst in grosse noth,
Wirdt ewig ruinieret.

(Soltau: Ein Hundert hist. Volkslieder p. 459.)     

Jedoch blieben solche Stimmen vor der Hand nur vereinzelt und verhallten unter dem allgemeinen Jubel und dem Klirren der Waffen. Denn die Flugblätter, die im Frühling und Sommer des Jahres 1620 erschienen, stehen fast alle noch auf Seiten Friedrich’s. Das eine derselben, eigentlich nur die Umänderung eines im Jahr 1619 erschienenen Flugblattes ruft aus:

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889). Mohr, Freiburg i. Br. 1889, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_395.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2022)