Seite:De DZfG 1889 02 398.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Es ist das Heyl vns kommen her,
Vom Pfaltzgrafen Churfürsten
Dess Bapsts Practick hilfft nimmermehr,
Gott wird ihn starck aussrüsten.
Sein Glaub ficht Jesum Christum an,
Der wird jhm gewisslich beystan,
Er ist sein Schutzherr worden.

(W. p. 91.)     

wurde damit plötzlich zur Zielscheibe des unfläthigsten Spottes. Eine Fülle von Schmähschriften, und darunter nicht die wenigsten aus Böhmen, überflutheten ihn, und fast jede Seite seines Wesens wurde in den Koth gezerrt; wenige unter den Liedern gibt es, die sich damit begnügen, einfach ihrer Freude über den Sieg der eigenen Partei Ausdruck zu geben, noch seltener kommt der Fall vor, dass ein oder das andere Lied den gestürzten König in Schutz nimmt und ihm seine Jugend und Unerfahrenheit zu gute hält.

Zwar hatte der Reichstag das Verbot erlassen:

Man soll famos Libell nit schreiben,
Pasquill vnd Schmachred lassen bleiben.

(Sch. p. 96.)     

Aber man kümmerte sich darum nur wenig, denn:

Was geht Pfalzgraf die Reichstäg an,
Weil er ist in den Bann gethan,
Und ist kein Glied des Reichs nit mehr,
So hat er schon verspielt sein Ehr.
Man schreib von ihm, man mal, man dicht,
Ist wider die Reichssatzung nicht,
Das Reich meint nur die Glieder sein,
Der Pfalzgraf ghört gar nicht mehr drein.

(Sch. p. 67.)     

So rühmt sich denn auch ein Verfasser, dass er allein 14 Lieder auf den Pfalzgrafen gedichtet habe, und letzterer klagt in einem Liede, dass man ihn mit „Lesen, Singen, Reimen und Schreiben verfolge“[WS 1] (Sch. p. 243). Und in der That waren auch alle Mittel herangezogen, um den Winterkönig zu verspotten; man verfiel dabei auf die absonderlichsten Wege. Es existiren nicht nur eine Reihe von Dichtungen, welche das Vaterunser, den Glauben, den Katechismus parodirend auf Friedrich anwenden, es wurden auch ganze Predigten des neuen Testaments

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Schließendes Anführungszeichen fehlt.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 2 (1889). Mohr, Freiburg i. Br. 1889, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_398.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2022)